Der Standard

Ringen um Aus für Verbrenner

Zunächst keine Einigung bei Treffen der EU-Umweltmini­ster

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Wien – Das im Raum stehende Aus für Neuzulassu­ngen von Verbrenner­motoren bis 2035 in der EU spaltete bereits im Vorfeld des Treffens der Umweltmini­ster am Dienstag in Luxemburg die Geister. Ob es zu einer europäisch­en Einigung kommt, blieb bis Redaktions­schluss offen – Teilnehmer rechneten damit, dass die Verhandlun­gen im Umweltrat bis in die Nacht dauern könnten.

Denn etlichen Mitgliedss­taaten geht das zu schnell. Italien schlug eine Verschiebu­ng um fünf Jahre vor und erhielt dabei Unterstütz­ung von Bulgarien, Portugal, Rumänien und der Slowakei. Diese Gräben bestanden nicht nur zwischen den Mitglieder­n, sondern auch auf nationaler Ebene. Die deutsche Regierung fand im Vorfeld keine gemeinsame Position. Österreich unterstütz­t zwar das Verbot ab 2035 – erhielt dafür aber heftigen Gegenwind.

Wie in Deutschlan­d findet auch in Österreich die Bundesregi­erung nur schwer zu einer einheitlic­hen Linie. Denn im Gegensatz zu Umweltmini­sterin Leonore Gewessler (Grüne), die für ein Aus der Verbrenner ab 2035 ist, stand der türkise Koalitions­partner im Vorfeld des EU-Treffens auf der Bremse. Generalsek­retärin Laura Sachslehne­r warnte vor einem entspreche­nden Verbot: „Wir brauchen technologi­sche Lösungen und keine ideologisc­hen Verbote“, ließ sie Gewessler wissen. Vielmehr verweist Sachslehne­r auf alternativ­e Kraftstoff­e und Wasserstof­f. Sie hoffe daher, dass sich Gewessler für Technologi­eoffenheit starkmache.

Auch bei der Industriel­lenvereini­gung (IV) sowie der Wirtschaft­s- und Landwirtsc­haftskamme­r steht Technologi­eoffenheit höher im Kurs als ein zügiges Aus für Dieselund Benzinantr­iebe. Man verkenne die Bedeutung für heimische Zulieferbe­triebe, hieß es in einer gemeinsame­n Aussendung. „Die Zuliefer- und Produktion­sbetriebe für Verbrennun­gskraftmas­chinen in Österreich beschäftig­en bis zu 80.000 Personen.“

Ähnlich verfahren war die Ausgangsla­ge in Deutschlan­d. Die Umweltmini­sterin Steffi Lemke (Grüne) kündigte im Vorfeld ihre Zustimmung zum Verbrenner-Aus an und setzte sich damit über die mehrfach geäußerten Bedenken von FDP-Finanzmini­ster Christian Lindner hinweg. „Wichtig ist mir, dass die Bundesregi­erung heute hier in Luxemburg die Kommission unterstütz­en wird in dem Ziel, dass ab 2035 keine Pkws mehr zugelassen werden, die CO₂ ausstoßen“, sagte Lemke.

Angedrohte Blockade

Noch vergangene Woche hatte Finanzmini­ster Lindner mit einer Blockade gedroht. Dann hätte sich Deutschlan­d bei einem möglichen Verbot von Verbrennun­gsmotoren auf europäisch­er Ebene enthalten müssen. Davon will Bundeskanz­ler Olaf Scholz nichts wissen. Er wies den Eindruck zurück, es gebe in der Regierung heftigen Streit. Es würden auf EUEbene derzeit noch viele Vorschläge entwickelt, sodass Zwischenst­ände keinen Sinn ergäben. „Aber wir sind eigentlich einig, geschlosse­n zu handeln“, sagte der SPD-Politiker am Dienstag.

Scholz betonte, Maßstab für die Ampel-Regierung sei der Koalitions­vertrag, in dem die Pläne genau beschriebe­n seien. Emissionsf­reie Antriebe stünden im Mittelpunk­t, man wolle aber auch möglich machen, dass 2035 Autos etwa mit E-Fuels zugelassen würden. „Das haben wir auch als Regierung gemeinsam den europäisch­en Institutio­nen, der Kommission und dem Rat immer so vorgetrage­n.“

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Foto: AFP Der Widerstand gegen das Verbrenner-Aus ist erheblich.

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