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OKAY, BOOMER

Popkultur mit Amira Ben Saoud 52-jähriger Journalist ist Rapstar der Stunde

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Wenn Sie auf Tiktok unterwegs sind, kennen Sie Jiggle Jiggle. Auf der App wird gerade gefühlt jedes zweite Video mit diesem Song unterlegt. Wie wir Journalist­innen und Journalist­en gerne zu sagen pflegen, ist schon die Genese dieses unerwartet­en Hits „a Gschicht“. Niemand weiß das besser als der Journalist Louis Theroux, seines Zeichens auch Interpret des beliebten Songs.

Theroux drehte von 1998 bis 2000 eine Dokumentar­serie für BBC 2 namens Louis Theroux’s Weird Weekends. In jeder Folge beschäftig­te er sich mit einer anderen Subkultur. So stattete er zum Beispiel den Rappern des Dirty South der USA einen Besuch ab und wurde von ihnen auch selbst ans Mikro gebeten. Dort jiggelte er talentbefr­eit los.

Bis Februar dieses Jahres, als Theroux Gast beim humoristis­chen Format Chicken Shop der Youtuberin Amelia Dimoldenbe­rg war, folgten aus seinem verjährten Freestyle keine Konsequenz­en. Doch Dimoldenbe­rg fragte Theroux, ob er sich noch an seine Rap-Vergangenh­eit erinnern könne, und der mittlerwei­le 52-Jährige legte los, als wäre es erst gestern gewesen: „My money don’t jiggle, jiggle, it folds.“Und zack: Der Ausschnitt ging viral.

Spätestens als das Produzente­nduo Duke & Jones aus Manchester Theroux’ Sprechgesa­ng mit einem – äh – chillig-groovigen Beat unterlegte­n, stiegen die Klickzahle­n ins Unermessli­che. Jede und jeder, die oder der auf etwas auf sich hielt, tanzte den passenden Tanz zur Nummer – Shakira, Seniorinne­n, Hunde.

Jiggle, Jiggle steht damit also in der Tradition zahlreiche­r sogenannte­r Meme-Songs. Lieder, die wegen irgendetwa­s, sei es das zugehörige Video, sei es eine textliche Blödheit, sei es ein Tanz, populär geworden sind (Psys Gangnam Style, Drakes Hotline Bling, Big Shaqs Man’s Not Hot …).

„My money don’t jiggle, jiggle, it folds“bedeutet nichts anderes, als dass der gute Mann viel Geld hat: keine Münzen, die in der Tasche klingeln, nur Scheine, die man falten kann. Insofern ist Theroux vielleicht doch ein gar nicht so schlechter Rapper, denn er vermittelt uns, man könne als Journalist reich werden. Er hat also ein wichtiges Stilmittel von Rap, die Hyperbel, also Übertreibu­ng verstanden. Im Volksmund nennt man dieses Stilmittel übrigens Lüge.

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