Schwere Unwetter zerstören Kärntner Ortschaften
Schwere Gewitter, Regen wie seit 100 Jahren nicht und Stürme zerstörten ganze Infrastrukturen kleiner Kärntner Ortschaften. Ein Mann kam in den Geröllmassen zu Tode, nach einem zweiten wird gesucht.
Schwere Gewitter, Regen wie seit 100 Jahren nicht und Stürme haben in der Nacht auf Mittwoch ganze Infrastrukturen kleiner Kärntner Ortschaften zerstört. Die Unwetter zogen aus dem Süden, aus Slowenien und Italien, herauf und zentrierten sich im Raum Villach-Land. Ein Mann kam in den Geröllmassen zu Tode, nach einem zweiten wird gesucht. Dieser hatte sich noch in der Nacht beim Notdienst gemeldet und um Hilfe gebeten, da er zwischen Muren eingeklemmt sei. Besonders betroffen waren die Dörfer Treffen (Bild) und Arriach. Schlamm- und Geröllmassen wälzten sich durch die Ortszentren. Ganze Straßenabschnitte wurden zerstört, Gemeinden wurden unerreichbar. Unwetter-Zivilschutzalarm gab es auch im Salzburger Lungau.
Es tröpfelt schon wieder, wir schauen mit sorgenvoller Miene in den Himmel, es ist nämlich die nächste Gewitterzelle im Anrollen“, warnt Bernd Riepan im Gespräch mit dem STANDARD.
Der Bezirkshauptmann von Villach-Land ist seit den frühen Morgenstunden am Mittwoch unterwegs, um die Aufräumarbeiten und Notversorgungen nach den katastrophalen, tödlichen Unwettern zu koordinieren. Aber eben mit der Angst, dass es in einigen Stunden noch einmal losgehen könnte.
Schwere Gewitter waren in der Nacht auf Mittwoch von Slowenien und Italien nach Österreich gezogen und haben hier konzentriert im Raum Villach-Land schwere Verwüstungen angerichtet – und bereits ein Leben gefordert. Ein Mann konnte nur noch tot aus den Geröllmassen geborgen werden.
„Die Gewitter brachten in nur drei bis vier Stunden in Flattnitz, in den Gurktaler Alpen, 93 Liter Regen pro Quadratmeter. In Villach waren es 97 Liter und in Arriach, in den Nockbergen, sogar 118 Liter pro Quadratmeter. Damit hat es hier in nur wenigen Stunden so viel geregnet wie in einem durchschnittlichen gesamten Juni“, sagt Gerhard Hohenwarter von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Seit Messbeginn der jeweiligen Wetterstation habe es „noch nie“dermaßen große Regenmengen in so kurzer Zeit gegeben.
Die Auswirkungen der Blitzgewitter waren verheerend: Bäche traten über die Ufer, Muren gingen ab und verschütteten die Häuser teils bis zum ersten Stock.
Im Zentrum der Unwetter stand das Gegendtal. Die von Hohenwarter erwähnte Ortschaft Arriach sowie der 4500-Einwohner-Ort Treffen beim Ossiacher See hat es am härtesten getroffen.
Noch in der Nacht wurden Zivilschutzwarnungen ausgegeben und die Bewohner aufgefordert, in den Häusern zu bleiben – außerhalb herrsche Lebensgefahr.
Todesopfer
In Treffen traten die Bäche über die Ufer, meterhohe Schlamm- und Gerölllawinen wälzten sich durch den Ort. Zwei Personen wurden in der Früh vermisst.
Ein Mann, nach dem auch Spürhunde gesucht hatten, wurde schließlich tot geborgen, sagt RieWege pan. Der 82-Jährige war von den Schlamm- und Geröllmassen mitgerissen und getötet worden. Nach einem zweiten Bewohner wurde mit einem Polizeihubschrauber gesucht. Der Mann hatte gegen vier Uhr Früh noch selbst die Landesalarmzentrale angerufen. Er bat um Hilfe, da er zwischen Muren eingeklemmt sei.
Entdeckt wurde am Nachmittag ein auf dem Dach liegendes Auto im Wasser. „Aber wir kommen momentan nicht hin“, sagt Riepan.
Neun Bewohnerinnen und Bewohner des Ortes wurden zuvor bereits ausgeflogen, zwei Bundesheerkompanien, Wasserrettung, Bergrettung, 19 Rot-Kreuz-Mitarbeiter, 30 Feuerwehren und Polizeieinheiten waren hier im Einsatz.
Im höher gelegenen Arriach rissen die Wassermassen die Ortsstraßen weg, die Gemeinde war lange Zeit von der Umwelt abgeschnitten.
Die Trinkwasserversorgung brach teilweise zusammen. „Wir haben jetzt Trinkwasser in Treffen eingebunkert. Das Problem ist allerdings, es zu den Eingeschlossenen zu bringen. Das funktioniert momentan nur über den Luftweg. Wir versuchen mit schwerem Gerät die freizubekommen, was enorm schwierig ist“, sagt Riepan. Es werde Monate, wenn nicht ein Jahr brauchen, um die völlig zerstörten Straßen wiederherzustellen. Zurzeit sei der Bau einer Notstraße nach Arriach geplant.
Das Areal hier sei „riesengroß“, wie viele Menschen tatsächlich betroffen seien, lasse sich noch immer nicht exakt beziffern.
Beeinträchtigt in der Region war auch die Stromversorgung. Rund 7500 Haushalte rund um Villach waren Mittwochvormittag noch ohne elektrische Energie.
Alarm auch im Lungau
Auch im Salzburger Lungau ist am Mittwoch Zivilschutzalarm ausgelöst worden. In Tamsweg führte der Leißnitzbach Hochwasser.
Die Bevölkerung wurde aufgefordert, in den Häusern zu bleiben, sich von den Ufern und Brücken fernzuhalten. Bereits am Dienstagabend traten Bäche im Lungau über die Ufer, und kleine Muren gingen auf Straßen ab. Bei den Aufräumarbeiten in Ramingstein ist ein Feuerwehrauto verunglückt. Sechs Feuerwehrleute wurden verletzt, zwei davon schwer.