CHRONOLOGIE
3. November 2020: Noch in der Wahlnacht ruft der amtierende US-Präsident Donald Trump sich zum Sieger aus – und das, obwohl der Wahlausgang noch nicht feststeht.
7. November 2020: Biden wird von den großen US-Sendern zum President-elect erklärt. Trump erkennt seine Niederlage nicht an. Bis heute nicht.
9. November 2020: Justizminister William Barr, ein enger Verbündeter Trumps, lässt mögliche Vorwürfe wegen Wahlbetrugs untersuchen.
1. Dezember 2020: In einem Interview sagt Barr, es gebe keinerlei Hinweise auf massenhaften Wahlbetrug, von dem Trump spricht. Zwei Wochen später tritt Barr zurück.
26. Dezember 2020: Trump ruft seine Fans auf, am 6. Jänner in Washington zu demonstrieren: „Das wird wild!“
2. Jänner 2021: Dass die Proteste eskalieren könnten, war Trumps Umfeld laut der Zeugenaussage von Cassidy Hutchinson, damals Assistentin von Trumps Stabschef Mark Meadows, schon vier Tage zuvor bewusst: „Das kann richtig schlimm werden“, soll Meadows gesagt haben. Damit widerspricht sie der Darstellung, der Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol sei spontan gewesen.
6. Jänner 2021: An jenem Tag, der als schwarzer Tag in die US-Geschichte eingehen und fünf Menschen im gestürmten Kapitol das Leben kosten sollte, überschlagen sich schließlich die Ereignisse: Um 13.10 Uhr, während im Kapitol die zeremonielle Stimmenauszählung beginnt, ruft Trump in einer hetzerischen Rede zu Protesten vor dem Gebäude auf: „Man erobert sein Land nicht mit Schwäche zurück.“Er selbst fährt ins Weiße Haus zurück und beobachtet das Chaos im Fernsehen. Wie Ex-Mitarbeiterin
Hutchinson nun erklärt, sei dem Präsidenten da schon bewusst gewesen, dass einige seiner Fans bewaffnet waren. Trump soll zudem – vergeblich – darauf gedrängt haben, trotz der Sicherheitsbedenken selbst an dem Protest teilzunehmen. Und auch die Metalldetektoren, die vor dem Kapitol für Sicherheit sorgen sollen, den Zustrom aber bremsen, sollen Trump ein Dorn im Auge gewesen ein. Seine Berater hätten Trump davor gewarnt, sich den Protesten anzuschließen: „Uns wird jedes erdenkliche Verbrechen vorgeworfen werden.“
Um 14.30 Uhr gelingt es einigen Angreifern, in das Parlamentsgebäude einzudringen, Vizepräsident Mike Pence, dem die Zertifizierung des Biden-Siegs obliegt und der von den Trump-Fans mit dem Tod („Hängt Mike Pence“) bedroht wird, wird in Sicherheit gebracht. Hutchinson zufolge soll Trump den Mord an Pence implizit befürwortet haben.
Um 15.00 Uhr erschießt ein Polizist am Eingang zum Senat eine TrumpAnhängerin, als diese in den Saal einzudringen versucht.
Erst um 17.40 Uhr erklärt die Polizei das Kapitol wieder für sicher.
Um 20.00 Uhr beruft Pence die unterbrochene Senatssitzung wieder ein.
Am 7. Jänner wird in den frühen Morgenstunden der Sieg Bidens fixiert.
20. Jänner 2021: Joe Biden wird als 46. Präsident angelobt. In seiner Rede sagt er: „Die Demokratie ist zerbrechlich. Aber heute hat sie gewonnen.“
13. Februar 2021: Ein – nachträgliches – Amtsenthebungsverfahren wegen „Anstiftung zum Aufruhr“gegen Trump scheitert im Senat. Einem Wiederantritt 2024 steht damit rechtlich nichts im Wege. (flon)
*Hutchinsons neue belastende Details