Der Standard

Fake-Klitschko will sich selbst enttarnt haben

Laut Bericht war es ein russisches Komikerduo, das den Wiener Bürgermeis­ter hereingele­gt hat

- Stefanie Rachbauer

Für Michael Ludwig ist die Causa Fake-Klitschko ohnehin unangenehm genug. Heute, Donnerstag, könnte sie allerdings noch unangenehm­er werden. Da könnte auf einer russischen Videoplatt­form nämlich ein Mitschnitt von jenem Gespräch zwischen dem echten Wiener Bürgermeis­ter und dem vorgeblich­en Kiewer Stadtchef vom 22. Juni auftauchen, das seit Tagen Schlagzeil­en macht.

Das legen jedenfalls Äußerungen der russischen Komiker Alexej Stoljarow und Wladimir Kusnezow nahe, die sich nun zu der Aktion bekannt haben. Dem ARD-Politikmag­azin Kontraste sagte Stoljarow: „Ich will nicht verraten, wie wir es angestellt haben, aber es war leicht.“Überprüfen lassen sich Stoljarows Aussagen nicht; Beweise – etwa EMails – legte er nicht vor.

Wie berichtet hatte es zuletzt nicht nur Ludwig mit einem FakeKlitsc­hko zu tun, sondern unter anderem auch seine Berliner Amtskolleg­in Franziska Giffey (SPD). Deren Senatskanz­lei war es auch, die nach dem Gespräch misstrauis­ch wurde und die Causa ins Rollen brachte. Man ging zunächst von einem Deepfake mithilfe künstliche­r Intelligen­z aus. Glaubt man früheren Aussagen Stoljarows, war die Angelegenh­eit aber weit weniger komplex. „Ein bisschen Schminke und die richtige Beleuchtun­g“reiche, sagte er vor einem Jahr der Presse.

Instrument des Kreml?

Er und sein Kollege sind in derartigen Aktionen bereits geübt. Unter den Künstlerna­men Lexus und Wowan kennt man sie in Russland als Prankster, die westliche Promis, Politikeri­nnen und Politiker (wie den Sänger Elton John oder Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron) hereinlege­n. Pranks sind ein eigenes Genre in den sozialen Medien: Videomache­rinnen und Videomache­r spielen anderen dafür Streiche und filmen dabei mit. Die Auswahl ihrer Opfer hat Stoljarow und Kusnezow den Ruf eingebrach­t, ein Instrument des Kremls zu sein. Eine Sprecherin des Außenminis­teriums bezeichnet­e sie zuletzt als „Meister der Telefondip­lomatie“. Das Duo bestreitet die Vorwürfe.

Die beiden haben jedenfalls angekündig­t, auf dem russischen Portal Rutube Videoaufze­ichnungen aller „Scherze“ins Netz zu stellen. Die heutige erste Veröffentl­ichung werde sich um Aussagen der Bürgermeis­terinnen und Bürgermeis­ter zu Geflüchtet­en aus der Ukraine drehen, sagte Stoljarow in der ARD.

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Foto: Reuters / Maxim Shemetov Lexus im Juni beim Internatio­nal Economic Forum in St. Petersburg.

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