Chinas Zero-Covid-Politik setzt Wirtschaft und Gesellschaft zu
China plant langfristig keine Rückkehr zur Normalität, Gewinne ausländischer Konzerne brechen ein
Für viele ausländische Geschäftsleute, die in China tätig sind, dürfte diese Woche die Erleichterung groß gewesen sein. „Sieben plus drei“statt „14 plus sieben“lautet die neue Formel, die die Einreise nach China regelt. Konkret: Anstatt 14 Tagen Hotelquarantäne und sieben Tagen Aufenthalt zu Hause sind nun nur noch sieben Tage im Hotel und drei Tage unter ärztlicher Beobachtung daheim nötig. Damit ist die Einreise zwar noch immer so schwierig wie in kaum einem anderen Land, aber es ist ein Schritt, der andeutet: Das Schlimmste ist vorüber.
Immer wieder hatten Wirtschaftsverbände wie die Europäische Handelskammer die chinesische Regierung dazu gedrängt, die Regelungen doch zu erleichtern.
Schließlich fehlen bei zahlreichen ausländischen Unternehmen die Experten, die nötig sind, um spezielle Maschinen zu warten oder Ersatzteile zu montieren.
Andererseits: Viel ändert sich nicht, und das auf längere Sicht. Noch immer ist das Prozedere für die Einreise nach China hochkomplex. Neben einer speziellen Einladung sind zahlreiche Impfungen und Covid-Tests notwendig.
„Die Europäische Kammer erkennt an, dass China seine Grenzen aufgrund relativ niedriger Impfraten, insbesondere bei den über 60Jährigen, nicht vollständig öffnen kann“, sagte Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer am Dienstag. Und die strikten Regeln dürften noch länger bleiben.
In einer Pekinger Zeitung sorgte am Montag die Nachricht für Aufsehen, woran sich an der chinesischen Covid-Politik die kommenden fünf Jahre nichts ändern werde.
In Schanghai, wo die Bewohner monatelang unter rigorosen Ausgangssperren gelitten haben, sind mittlerweile die meisten Betriebe und Restaurants wieder geöffnet.
Zum ersten Mal sei seit Februar wieder so etwas wie Normalität zu spüren.
Die Lockdowns der vergangenen Monate haben einen schweren wirtschaftlichen Schaden hinterlassen, der sich auch bei den tausenden internationalen Unternehmen in China zeigt. Rund 16 Prozent – so hoch ist im Schnitt der Gewinneinbruch zwischen Jänner und Mai im Vergleich zum Vorjahr.
Allein im Mai betrugen die Gewinneinbußen 6,5 Prozent. Das zumindest sagen die Daten, die das Nationale Statistikbüro am Montag veröffentlichte. Interessant ist dabei auch, dass ausländische Firmen anscheinend weitaus härter von den Rückgängen betroffen waren als chinesische Staatsunternehmen.
Die Lockdowns in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt haben auch Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Zeitweise stand der Warentransport zwischen wichtigen Häfen rund um Schanghai zu den Fabriken in der Provinz Schanghai komplett still, da sich Lastwagenfahrer ebenfalls mehrere Tage in Quarantäne begeben mussten. Die gestörten Lieferketten und Engpässe haben bei manchen Rohstoffen zu hohen Preisanstiegen geführt. Andererseits dürften die Preise für Energie, insbesondere Öl, nochmals einen Schub erfahren, wenn die chinesische Wirtschaft wieder in Schwung kommt.
Präsident Xi Jinping hatte vergangene Woche angekündigt, das Wachstumsziel von 5,5 Prozent von 2022 sei weiterhin aktuell. Die Regierung würde entsprechende makrowirtschaftliche Maßnahmen einleiten, um es zu erreichen.