Wenig Devisen, kaum Importe und teurer Strom
Der zurzeit größte finanzielle Krisenfall ist Sri Lanka, das frühere Ceylon. Die südlich von Indien gelegene Inselnation verzeichnete im Jahr 2020 eine enorme Verschuldung von 424 Prozent der Exporteinnahmen, Tendenz stark steigend. Das Land habe sich lange dagegen gestemmt, dass die Landeswährung Rupie abgewertet wird, und dafür fast alle Devisenreserven des Staats aufgebraucht, berichtet Wifo-Ökonom Thomas Url. Genutzt habe es nichts, die Rupie wertete trotzdem ab, und jetzt fehlen dem Land die Devisen, um wichtige Güter zu importieren.
Besonders bei Treibstoffen sitzt Sri Lanka de facto fast auf dem Trockenen, deshalb hat die Regierung den Verkauf an Privatpersonen für zwei Wochen verboten. Treibstoff gebe es bis zum 10. Juli nur für unbedingt notwendige Dienste etwa von Fahrzeugen im Gesundheitsbereich, am Hafen und am Flughafen oder für die Essensverteilung, verkündete unlängst Transportminister Bandula Gunawardana. Gleichzeitig blieben in der Zeit auch Behördenbüros und etliche Schulen, zu denen Schüler Transport brauchen, geschlossen. Auch Elektrizität ist derzeit Mangelware. Schon vor Monaten verhängte die Regierung eine vierstündige Stromsperre pro Tag. Der nationale Stromanbieter will die Preise nun um 800 Prozent erhöhen, was sich viele Abnehmer schlichtweg nicht leisten können.
Der Inselstaat erlebt derzeit die schlimmste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Dem stark verschuldeten Land fehlt das Geld, um wichtige Güter wie Treibstoff oder Medikamente zu importieren. Vor Tankstellen gibt es regelmäßig lange Schlangen. Das Land bittet unter anderem den Internationalen Währungsfonds sowie mehrere Länder um Hilfe. (aha)