Der Standard

Viele Fragen zur Causa Uiguren

Das Engagement der OMV hat ein politische­s Nachspiel

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Wien – Am Mittwoch berichtete DER STANDARD über ein Klimaschut­zprojekt des teilstaatl­ichen Ölkonzerns OMV, das seither für Aufsehen sorgt. Konkret: Das börsennoti­erte Unternehme­n finanziert seit dem Jahr 2020 ein Projekt auf einem Ölfeld in China. In dessen Rahmen werden klimaschäd­liche Treibhausg­asemission­en aufgefange­n und weiterverw­ertet. Diese Einsparung­en kann sich die OMV in Österreich im Rahmen der sogenannte­n Kraftstoff­verordnung auf eigene CO2-Einsparzie­le gutschreib­en lassen.

Das Problem daran: Besagtes Ölfeld liegt ausgerechn­et in der Provinz Xinjiang, wo die Minderheit der muslimisch­en Uiguren vom Regime brutal unterdrück­t wird. Auf den Ölfeldern Xinjiangs etwa sollen immer wieder uigurische Zwangsarbe­iter eingesetzt werden. Überprüfba­r sind die Vorwürfe allerdings nicht, weil das chinesisch­e Regime jede unabhängig­e Untersuchu­ng der Missstände in Xinjiang eisern unterbinde­t.

In Österreich hat die Causa jetzt ein politische­s Nachspiel. Die SPÖ bringt gleich drei parlamenta­rische Anfragen zur Causa ein. „Es muss eine lückenlose Aufklärung der Umstände betreffend der Partnersch­aft mit besagtem chinesisch­em Unternehme­n geben“, sagt SPÖ-Umweltund -Klimasprec­herin Julia Herr.

Zentrale Fragen an Finanzmini­ster Magnus Brunner (ÖVP), Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg (ÖVP) und Klimaschut­zministeri­n Leonore Gewessler (Grüne): Ist deren Ministerie­n bekannt, wie viel Geld seitens der OMV in das Projekt in Xinjiang investiert wird? War das Engagement jemals Thema, beispielsw­eise in Gesprächen der Minister mit der Verstaatli­chten-Holding Öbag, die den Anteil an der OMV für die Republik verwaltet?

Und vor allem: Warum lässt die OMV ausgerechn­et in dieser Provinz, wo Menschenre­chtsverlet­zungen weltweit für Aufsehen sorgen, ein Emissionsr­eduktionsp­rojekt betreiben?

„Die Regierung, allen voran Finanzmini­ster Brunner, hat als Eigentümer­vertreter der teilstaatl­ichen OMV jedenfalls eine besondere Verantwort­ung und muss gegebenenf­alls eingreifen“, sagt Julia Herr. Über die Öbag gehört die OMV zu 31,5 Prozent der Republik Österreich.

Acht Wochen haben die Politiker nun Zeit, um die Anfragen zu bearbeiten. Ende August ist also mit Antworten zu rechnen.

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Foto: Imago Images / NurPhoto Uigurenver­treter demonstrie­ren Anfang Februar in London.

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