Der Standard

„Große Freiheit“triumphier­t beim Ö-Filmpreis

Die Akademie fordert mehr Schutz vor Übergriffe­n

- Dominik Kamalzadeh

Mit der Vergabe des Österreich­ischen Filmpreise­s feiert sich die Filmbranch­e nicht nur selbst. Die Gala, die am Donnerstag­abend in Grafenegg abgehalten wurde, fungiert auch als Stimmungsb­arometer. Die MeToo-Debatte, die heimische Filmschaff­ende seit kurzem bewegt, wurde unweigerli­ch auch dort zum Thema.

Schon vorab hatten Regisseur Arash T. Riahi und die Schauspiel­erin Verena Altenberge­r, das Präsidents­chaftsduo der Akademie, mit einem Statement Stellung bezogen, das verlesen wurde: „Der Arbeitspla­tz Film und auch die Ausbildung­sstätten müssen endlich für alle angstfrei werden.“Sie betonten die Wichtigkei­t von Reformen: „Diverse Sets, Vertrauens­personen, besondere Schulungen vor Drehbeginn, Aufklärung­sarbeit schon in der Ausbildung, vertraglic­he Regelungen, die Mitarbeite­r*innen auch in vulnerable­n Situatione­n besser schützen.“

Dem Wunsch der Regisseuri­n Katharina Mückstein, auch auf der Gala zu sprechen, folgte die Akademie nicht. Mückstein hatte den Anstoß für die MeToo-Debatte gegeben, ist aber kein Mitglied der Akademie. Man sei der Ansicht, dass dieses für alle relevante Thema nicht nur von einer Person in der Öffentlich­keit vertreten werden kann, hieß es von deren Seite.

Der große Gewinner des Abends war Sebastian Meises Film Große Freiheit, der von einer Männerlieb­e im Gefängnis erzählt. Insgesamt acht Trophäen gingen an die Arbeit, darunter die für den besten Film und für den Regisseur. Georg Friedrich empfing für seinen Part als zunächst homophober Insasse den Preis für den besten Hauptdarst­eller.

Arman T. Riahis Fuchs im Bau, der zweite Favorit, wurde mit vier Preisen gewürdigt: Maria Hofstätter erhielt für ihre Rolle als Lehrerin den der besten Darsteller­in. Bester Dokumentar­film wurde Aufzeichnu­ngen aus der Unterwelt, Tizza Covis und Rainer Frimmels Tauchgang in die Wiener Bandenkrim­inalität der 1960er-Jahre.

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