Wie die EU Kryptowährungen reguliert
Als erster großer Wirtschaftsraum bringt die EU ein Regelwerk für Kryptowährungen heraus. Anbieter sollen einen EU-Pass erhalten, Kapital- und Verbraucherschutzregeln sollen auch für Kryptos gelten.
Die Europäische Union hat sich als erste große Wirtschaftsregion auf eine Regulierung von Kryptowährungen verständigt. Zuletzt war es an den Märkten für Cyberdevisen wie Bitcoin und TerraUSD zu starken Verwerfungen und massiven Kursverlusten gekommen. Dies hatte den Druck auf Regierungen und Parlamentarier erhöht, den bisher weitgehend unregulierten Markt fester an die Leine zu nehmen.
Nun haben sich laut EU-Abgeordneten Vertreter des EU-Parlaments und der EU-Länder auf ein Regelwerk mit dem Namen „Markets in Crypto-Assets“(MiCA) verständigt. Es soll wahrscheinlich Ende 2023 in Kraft treten.
Ordnung im Wilden Westen
„Heute bringen wir Ordnung in den Wilden Westen der Kryptowährungen und legen klare Regeln für einen harmonisierten Markt fest“, sagte Stefan Berger (EVP), der für das EU-Parlament an den Verhandlungen teilnahm.
Der jüngste Kursverfall digitaler Währungen zeige, wie hochriskant und spekulativ diese seien und dass es von grundlegender Bedeutung sei zu handeln. Auf Twitter teilte Berger mit: „Durchbruch! Europa ist der erste Kontinent mit einer KryptoAsset-Regulierung.“
Dem EU-Abgeordneten Ernest Urtasun
(Grüne) zufolge wird MiCA weltweit das erste umfassende Regelwerk für Kryptowährungen sein. Es werde starke Maßnahmen zum Schutz vor Marktmissbrauch und -manipulation enthalten, sagte er.
Mit dem neuen Regelwerk sollen Emittenten von Kryptowährungen und Anbieter damit verbundener Dienstleistungen eine Art Pass erhalten, um Kunden in der gesamten EU bedienen zu können. Damit soll zugleich die Verpflichtung auf Einhaltung von Kapital- und Verbraucherschutzvorschriften verknüpft sein. Die EU-Länder sollen laut Urtasun für Kryptounternehmen die maßgeblichen Regulierer sein.
Aber auch die europäische Finanzmarktaufsicht ESMA werde Befugnisse haben, wenn der Schutz von Investoren oder die Finanzstabilität bedroht sei, fügte er hinzu. Berger zufolge ist zudem vereinbart worden, dass Anbieter von Kryptowährungen künftig ihren Energieverbrauch und die Auswirkungen von Cyberdevisen auf die Umwelt offenlegen sollen.
Kryptowährungen unterliegen gegenwärtig kaum Vorschriften. Insbesondere in den USA und Großbritannien gibt es trotz einer vergleichsweise weiten Verbreitung keine strengen Regeln. In China hingegen sind Bitcoin und Co verboten. Sowohl das Minen von Bitcoin als auch der Einsatz der Kryptoeinheiten für Transaktionen ist untersagt. Dafür arbeitet die People’s Bank of China bereits seit 2014 an einer eigenen Kryptowährung. Der digitale Yuan – auch e-CNY – soll in Zukunft die aktuell in Umlauf befindlichen Scheine und Münzen ersetzen.
Der Zusammenbruch von Digitalwährungen wie TerraUSD hat den Markt zuletzt wieder in die Schlagzeilen gebracht. Am Freitag lag der Kurs von Bitcoin bei rund 19.500 Dollar (18.855 Euro). Verglichen mit dem Jahreshoch von 48.234 Dollar im März hat sich der Kurs damit mehr als halbiert.
Regeln für Banken
Der Baseler Ausschuss für Bankenregulierung arbeitet derzeit an Vorschriften für Geldhäuser. Am Donnerstag veröffentlichte er dazu ein neues Konsultationspapier. Darin wird unter anderem ein Limit für das Engagement von Banken in besonders riskanten Kryptowährungen vorgeschlagen. Immer mehr Institute denken derweil auch darüber nach, Krypto-Wallets für Kunden zu ermöglichen. (Reuters, bpf)