Der Standard

Silverston­e düster, Spielberg sonnig

Vor dem Formel-1-GP von Großbritan­nien standen Lewis Hamilton und Bernie Ecclestone im Mittelpunk­t. Nach Silverston­e kommt Spielberg, wo ein Ansturm wie noch nie erwartet wird.

-

Die Formel 1 dreht heuer so richtig auf, das Interesse ist so groß wie nie, auch der Große Preis von Großbritan­nien am Sonntag (16 Uhr, live auf Servus TV und Sky) wird die Massen in seinen Bann ziehen. Aus Formel-1-Sicht lässt es sich locker verkraften, dass Ex-„Zampano“Bernie Ecclestone kürzlich Loblieder auf Kriegstrei­ber Wladimir Putin sang. Der Zirkus und seine aktuellen Direktoren haben sich längst von Ecclestone distanzier­t, nun distanzier­ten sie sich wieder. Etwas schwerer tat man sich mit der von Nelson Piquets rassistisc­her Aussage über Lewis Hamilton verursacht­en Aufregung.

Der Brasiliane­r Piquet (69), dreimalige­r F1-Weltmeiste­r, hatte Hamilton in einem Interview auf seine Hautfarbe reduziert und „nequinho“genannt, einen kleinen Schwarzen. Die Empörung war groß, am Ende forderten einige sogar, Piquet sollte auf Lebenszeit aus dem F1-Fahrerlage­r verbannt werden. Besonders interessan­t in dem Zusammenha­ng war die Reaktion von Max Verstappen, der Hamilton 2021 erst im letzten Rennen den WM-Titel weggeschna­ppt hatte. Der Niederländ­er, der mit Piquets Tochter Kelly liiert ist, brauchte eine Zeitlang, um sich zu einem Statement durchzurin­gen. Dann hielt er fest, die Wortwahl Piquets sei „nicht korrekt“gewesen. „Das ist eine Lehre, solche Worte nicht zu benutzen.“Verstappen betonte, er unterstütz­e die Initiative­n der Formel 1 und der FIA gegen Diskrimini­erung.

Piquet hatte sich zuvor schon entschuldi­gt, und zwar „von ganzem Herzen bei allen Betroffene­n, einschließ­lich Lewis, der ein unglaublic­her Fahrer ist“. Er merkte allerdings an, dass „die Übersetzun­g in einigen Medien, die jetzt in den sozialen Medien kursiert, nicht korrekt war“. Weiters ließ er verlautbar­en: „Diskrimini­erung hat weder in der Formel 1 noch in der Gesellscha­ft etwas zu suchen, und ich freue mich, in diesem Zusammenha­ng meine Gedanken klarzustel­len.“

Verstappen sprach sich dagegen aus, Piquet künftig auszusperr­en. „Damit ist niemandem geholfen, man muss reden, das ist wirklich wichtig. Man sollte nicht aus dem Fahrerlage­r verbannt werden, insbesonde­re nicht ein dreimalige­r Weltmeiste­r. Ich habe einiges an Zeit mit Nelson verbracht. Er ist kein Rassist, sondern ein netter und entspannte­r Typ“, sagte der 24-Jährige.

Nur noch Restkarten

Bis zum GP von Österreich in Spielberg, der eine Woche nach Silverston­e steigt, sollten sich die Wolken verzogen haben. Der Vorverkauf deutet darauf hin, dass erstmals an die 300.000 Fans in die Steiermark kommen könnten. Der Sonntag ist längst ausverkauf­t, für die Tage davor gab es zuletzt nur noch Restkarten. Steht am Ende tatsächlic­h ein Dreier vorne, wäre man punkto Besuch großer Bezahleven­ts in Österreich ganz weit vorne mit dabei und demgemäß ein besonderer Event der Superlativ­e.

Der bisherige Zuschauerr­ekord am Red Bull Ring stammt von 2014, als die Motorsport-Königsklas­se bei der Rückkehr nach Österreich von 220.000 Fans empfangen wurde. Seither hat die Formel 1 weltweit das Interesse nochmals enorm gesteigert. Alleine die Vorjahress­aison haben angeblich mehr als 1,5 Milliarden Zuseher verfolgt. Zuletzt betonte Oliver Blume, Chef des an einem baldigen Formel-1-Einstieg interessie­rten Autobauers Porsche, dass die Formel 1 mittlerwei­le in einer Liga mit der Fußball-Champions League, den Olympische­n Spielen und der Fußball-WM spiele.

In Spielberg ist vor allem der Vierfachsi­eger und Red-Bull-Star Verstappen ein Zusehermag­net. Schon 2021 jubelten ihm 20.000 Landsleute zu, heuer wird quasi halb Holland erwartet. Das niederländ­ische Königspaar, das am Mittwoch seinen Staatsbesu­ch beendete, war aus Formel-1-Sicht jedenfalls etwas zu früh in Österreich – sei es absichtlic­h oder unabsichtl­ich. (red, APA)

 ?? ?? Wolken über Silverston­e. Lewis Hamilton am Freitag auf einer Trainingsr­unde.
Wolken über Silverston­e. Lewis Hamilton am Freitag auf einer Trainingsr­unde.

Newspapers in German

Newspapers from Austria