Fatales Futur exakt
Wenn ich mich getötet haben werde, so lautet der ungeheure Titel eines Essays von Hertha Kräftner, jener aus dem Burgenland stammenden Schriftstellerin (1928–1951), die sich 23-jährig mithilfe einer Überdosis Veronal das Leben nahm. „Etliche ihrer Gedichte gehören zum Schönsten und Eindringlichsten, was nach 1945 in diesem Land geschrieben wurde“, schreibt die renommierte Literaturkritikerin Daniela Strigl im Vorwort zu Dine Petriks Ich bin wie ein kaltes Reptil, einer Spurensuche und einem Sittenbild, wie der Untertitel verheißt, denn die ebenfalls aus dem Burgenland stammende Kräftner-Expertin (Die Hügel nach der Flut. Was geschah wirklich mit Hertha K.?, Otto Müller, 1997) nimmt ihre angestrengten und ausführlichen Recherchen zu diesem kurzen Leben höchstpersönlich und wirft damit noch ein bisschen mehr Licht auf das Dunkel im Leben „der Kräftner“, die uns in so kurzer Lebenszeit und so nachhaltig kraftvoll aufgeschrieben hat, was es heißt, Mädchen zu sein. Und Petrik macht daraus wiederum Literatur.
Dine Petrik, „Ich bin wie ein kaltes Reptil“. € 20,– / 164 S. Bibliothek der Provinz, 2022