Schauriger Süden
Ein Banküberfall in Georgia geht schief. Erster Fehler: Hicklin schießt der Angestellten, die den Alarm auslösen will, in den Kopf. Zweiter Fehler: Er nimmt den Kassier als Geisel. Dritter Fehler: Hicklin, der im Knast Mitglied der Ayran Brotherhood wurde, will nicht teilen, sondern haut mit der Beute ab. Die Brothers machen Jagd auf ihn. Peter Farris scheint es, ist ein Mann fürs Grobe. Southern Gothic heißt das, wenn ein Schurke mit abgesägtem Bein auf die Straße kriecht, Methsüchtige in Waldhütten umgebracht werden und fromme Irre in einer Kirche mit Klapperschlangen hantieren, weil man meint, mit einem wahren Glauben könne einem nichts passieren. Die Reptilien schätzen Schießereien in der Kirche nicht, und so entsteht ein Gemetzel aus Biss- und Schusswunden. Farris hat Sinn fürs Groteske, aber er schlägt auch leise Töne an. Das Motiv im Hintergrund ist eine sehnsuchtsvolle Vater-SohnBeziehung, wobei der Autor den eindeutigen DNA-Beweis schuldig bleibt. Dafür ist der Showdown eindeutig.
Peter Farris, „Letzter Aufruf für die Lebenden“. Deutsch: Sven Koch. € 16,50 / 414 Seiten. Polar-Verlag, Stuttgart 2022