Der Standard

Patientenm­illiarde nie realisiert

ÖVP-FPÖ-Prestigepr­ojekt wurde für ÖGB zu „U-Boot“

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Wien – Ein Rohbericht des Rechnungsh­ofs (RH) zur Krankenkas­senreform unter der ÖVP-FPÖ-Regierung lässt die Wogen hochgehen. Demnach existiert die von der damaligen Regierung propagiert­e „Patientenm­illiarde“nicht. Das Prestigepr­ojekt hätte direkt den Versichert­en zugutekomm­en sollen. Statt der Einsparung habe sich ein Mehraufwan­d von 214,95 Millionen Euro ergeben, kritisiert der RH laut einem Profil-Bericht.

Die Prüfer verglichen die tatsächlic­hen Verwaltung­skosten und die Prognosen für das Jahr 2023, die aus dem Februar 2022 stammen, mit den Einsparung­szielen der Regierung aus dem Jahr 2018. Das Soll wurde um 1,21 Milliarden gesprengt – etwa wegen höherer IT-Kosten.

Kritik daran setzte es vonseiten der Opposition, der Ärztekamme­r und des Gewerkscha­ftsbundes. Letzterer sieht nun Gesundheit­sminister Johannes Rauch (Grüne) gefordert. Dieser müsse das Gespräch mit Arbeitnehm­ervertrete­rn suchen, fordert ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian. Vor allem gehe es darum, Maßnahmen zur Leistungsh­armonisier­ung sicherzust­ellen. In seiner früheren Kritik an der Kassenrefo­rm sieht sich Katzian durch den RH bestätigt. Aus dem einstigen „Leuchtturm­projekt“sei ein „Unterseebo­ot“geworden, das nun gestoppt werden müsse.

Laut Profil kritisiert der RH auch Personalbe­setzungen bei der Gesundheit­skasse und beim Dachverban­d als intranspar­ent. Konkret betrifft dies etwa den Büroleiter des neuen Dachverban­ds, einen FPÖnahen Banker. So seien etwa Dokumente zu Entscheidu­ngskriteri­en vor der Prüfung geschredde­rt worden.

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