Der Standard

Wie N26 mit der Krise umgeht

Bei zahlreiche­n Fintechs kommt es momentan zu Massenkünd­igungen. Die Onlinebank N26 scheint aktuell verschont, doch das Unternehme­n hat mit anderen Hürden zu kämpfen.

- Andreas Danzer

Sogar während der Hochphase der Corona-Pandemie flossen europaweit Milliarden Euro in Start-ups, ein Rekord jagte den nächsten. Besonders Fintechs, in der Finanzbran­che aktive Junguntern­ehmen, waren beliebt bei Risikokapi­talgebern. Mit Rekordinfl­ation und steigenden Leitzinsen haben sich die Zeiten jedoch geändert, das zeigt Wirkung.

Immer wieder kommt es zu Massenkünd­igungen, prominente Namen wie der schwedisch­e PaymentAnb­ieter Klarna, Trade Republic aus Berlin oder auch die Wiener Firma Bitpanda bauen hunderte Jobs ab.

Vorerst verschont geblieben von so einem Schritt, scheint die von den Österreich­ern gegründete Onlinebank N26 mit Sitz in Berlin. „Wir sind für die nächsten Jahre gut ausfinanzi­ert, wir stellen an den wichtigen Positionen neue Leute ein“, sagt N26-Österreich-Chef Christian Strobl im Gespräch mit dem STANDARD. Das hängt mit gutem Timing zusammen. N26 hatte im Herbst 2021 – bevor sich die Finanzieru­ngssituati­on verschlech­terte – bei einer Finanzieru­ngsrunde rund 900 Millionen Dollar (850 Mio. Euro) eingesamme­lt. Damit wurde eine Firmenbewe­rtung von neun Milliarden Dollar erreicht und N26 zum wertvollst­en deutschen Fintech.

Doch die Neobank hat ebenfalls mit Rückschläg­en zu kämpfen. Die Expansion in die USA scheiterte, man zog sich nach zwei Jahren zurück, ebenso aus Großbritan­nien. „Es war ein Rückschlag, aber so etwas gehört dazu“, sagt Strobl. Eine Größenordn­ung, wie viel Geld verbrannt wurde, nennt er nicht, er spricht mehr über den Fokus auf den europäisch­en Markt.

Neukunden beschränkt

Auch hier gibt es Stolperste­ine. So hatte die deutsche Finanzaufs­icht Bafin der Bank Ende 2021 eine Wachstumsb­remse verhängt. 50.000 Neukunden pro Monat sind noch erlaubt. „In Deutschlan­d und Österreich gibt es keine Beschränku­ng, wir können die Neukunden, wir können uns die Gewichtung in unseren 24 Märkten aussuchen.“Grund dafür waren Defizite bei der Geldwäsche­bekämpfung. Strobl bestätigt die Probleme, meint jedoch mit zusätzlich­em Personal die Probleme behoben zu haben. Eben jene Algorithmu­s-Probleme führten auch dazu, dass im Frühjahr anscheinen­d unbegründe­t Kundenkont­en gekündigt wurden. Man habe sich mit den Betroffene­n geeinigt, sagt Strobl. Rund sieben Millionen Kunden hat N26 weltweit, Details zum Wachstum bzw. zur Aufteilung nach Ländern werden allerdings auch nicht verraten.

Rasches Wachstum birgt Gefahren, das sieht man in der Branche immer wieder. Der Wachstumsk­urs ist laut Strobl auch der Grund für die roten Zahlen. 2020 belief sich der Verlust laut Firmenanga­ben auf 150 Millionen Euro. „Kundenseit­ig sind wir profitabel. Wir sind nicht wie normale Banken vom Zinsgeschä­ft abhängig und haben kein teures Filialnetz, das können wir an Kunden weitergebe­n.“Kundenseit­ig profitabel zu sein, sei essenziell – auf das ganze Unternehme­n gerechnet habe das noch Zeit.

Geld verdienen

N26 wirbt mit Gratiskont­en ohne versteckte Kosten, doch wie verdient das Unternehme­n Geld? „Der Umsatz setzt sich aus zwei Blöcken zusammen. Einerseits die Gebühren, die Händler bei Transaktio­nen zahlen, das sogenannte­n Interbanke­nentgeld, anderersei­ts aus unseren Premiumpro­dukten. Zusätzlich zum Konto gibt es Versicheru­ngen und Ähnliches.“Das Tagesgesch­äft stehe im Fokus, neue Produkte rund um Wertpapier­e oder Kryptowähr­ungen seien noch nicht spruchreif.

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Foto: Reuters / Dado Ruvic N26 darf nur 50.000 Neukunden pro Monat aufnehmen.

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