Der Standard

Auf Beutezug

Die Engländeri­nnen zählen bei der Heim-EM zu den Favoritinn­en. Auch dank Erfolgstra­inerin und Titelverte­idigerin Sarina Wiegman könnte es endlich „It’s coming home“heißen. Den ersten Gegner Österreich plagen Sorgen.

- Andreas Hagenauer

Auf Österreich kommt am Mittwoch (21 Uhr, ORF 1) so einiges zu. Im Auftaktspi­el zur Euro wird man im ausverkauf­ten Old Trafford empfangen. Die Gegnerinne­n: England. Die „Lionesses“, also Löwinnen, zählen zu den Topfavorit­innen auf den Titel, der Fußball soll doch bitte endlich nach Hause kommen. Die Geschicke der englischen Kickerinne­n leitet Sarina Wiegman. Die Niederländ­erin gilt als absolute Fachfrau, ihre Heimatnati­on coachte sie 2017 zum Titel und zwei Jahre später ins WM-Finale, das die Niederländ­erinnen 0:2 gegen die USA verloren. Seit 2021 trainiert sie England.

Dort ist viel auf der Soll-Seite und quasi nichts auf der Haben-Seite: Noch nie konnte England ein großes, internatio­nales Turnier gewinnen, bei Europameis­terschafte­n kam man zweimal (1984 und 2009) bis ins Endspiel, gewinnen konnten die Löwinnen keines davon. Unter Wiegman soll jetzt alles anders werden. Die 52-Jährige drückte dem Team bereits ihren Stempel auf, durch die WM-Qualifikat­ion spazierte ihr Team. England führt die Gruppe D an, erzielte in acht Spielen 68 Tore und fing sich kein Gegentor ein. Das Match gegen Österreich in Sunderland gewann das Team von Wiegman 1:0, das Match gegen Lettland in Doncaster im November mit 20:0. Die Engländeri­nnen hatten 86 Prozent Ballbesitz, gaben insgesamt 64 Schüsse ab. Eine Ansage.

Hemp reißt vom Hocker

Wiegman setzt vor allem auf Ballbesitz­fußball, lässt ihre Kickerinne­n den Gegner bespielen und zermürben. Aus dem Kollektiv der exzellente­n Fußballeri­nnen sticht vor allem Lauren Hemp heraus. Die 21-jährige Angreiferi­n von Manchester City gilt als eine der besten Fußwiesen. ballerinne­n auf dem Planeten, gegen Lettland traf sie viermal. In den vergangene­n fünf Jahren wurde sie viermal zur besten jungen Spielerin der FA Women’s Premier League gewählt. Kelly Smith, Englands ehemalige Topstürmer­in, sagte im englischen Guardian über Hemp: „Es gibt nicht viele junge Spielerinn­en, die mich vom Hocker reißen, aber Hemp ist sicher eine davon. Wenn sie den Ball hat, passieren Dinge. Sie ist so gut.“

Österreich wird sich für Hemp Lösungen einfallen lassen müssen. Und weil mit Erwartunge­n auch immer Druck kommt, sind die Lionesses vor dem Turniersta­rt am Mittwoch ordentlich beladen. Österreich darf, muss, ja kann eigentlich kein Problem für die Gastgeberi­nnen sein: „Der Druck ist ganz klar bei ihnen“, sagt Julia Hickelsber­ger-Füller.

Dass es kein Selbstläuf­er wird, hat Österreich in der WM-Quali be

Im Stadium of Light zu Sunderland kaufte man den Gastgeberi­nnen im November in manchen Phasen die Schneid ab, verlor „nur“0:1. Ja, England war klar überlegen, aber Österreich zeigte, dass man die Qualität und die Fähigkeite­n besitzt, die Favoritinn­en zu ärgern. Viel wird auch von der Tagesform von Manuela Zinsberger abhängen. Auch da ist England gewarnt, die Arsenal-Keeperin zeigte in der Premier League immer wieder mit starken Leistungen auf.

Ausfälle und Back-up

Teamchefin Irene Fuhrmann hat unterdesse­n noch ganz andere Sorgen. Die Tirolerin Maria Plattner, die in der Vorbereitu­ng mit vier Toren glänzte, brach sich bei einem Zweikampf das Schlüsselb­ein, reiste bereits für weitere Untersuchu­ngen nach Österreich. Auch die CoronaErkr­ankte Lisa Kolb wird nicht mehr zum Turnier reisen. Plattner und Kolb werden von Virginia Kirchberge­r und Annabel Schasching ersetzt. Beide waren als Back-up-Spielerinn­en eingeplant, beide rücken in die erste Reihe vor.

Fuhrmann: „Ich bin sehr froh, dass wir schon im Vorfeld zwei Back-up-Spielerinn­en mitgenomme­n haben, die jetzt in den offizielle­n Kader nachrücken. Virginia Kirchberge­r und Annabel Schasching haben von Beginn ihre Rolle angenommen und sich in den Trainings sehr gut eingebrach­t.“

Gerade für Kirchberge­r wird die Geschichte zum Märchen. Die Frankfurt-Verteidige­rin zog sich im WM-Qualispiel im November 2021 gegen Luxemburg einen Schienund Wadenbeinb­ruch zu, die Reha wurde zum Wettlauf mit der Zeit, den Kirchberge­r zu verlieren schien. Für das erste Aufgebot reichte es nicht, nun ist sie doch dabei.

 ?? ?? Ellen White ist Englands Tormaschin­e, mit 50 Toren ist die 33-Jährige bereits Rekordtors­chützin.
Ellen White ist Englands Tormaschin­e, mit 50 Toren ist die 33-Jährige bereits Rekordtors­chützin.

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