Auf Beutezug
Die Engländerinnen zählen bei der Heim-EM zu den Favoritinnen. Auch dank Erfolgstrainerin und Titelverteidigerin Sarina Wiegman könnte es endlich „It’s coming home“heißen. Den ersten Gegner Österreich plagen Sorgen.
Auf Österreich kommt am Mittwoch (21 Uhr, ORF 1) so einiges zu. Im Auftaktspiel zur Euro wird man im ausverkauften Old Trafford empfangen. Die Gegnerinnen: England. Die „Lionesses“, also Löwinnen, zählen zu den Topfavoritinnen auf den Titel, der Fußball soll doch bitte endlich nach Hause kommen. Die Geschicke der englischen Kickerinnen leitet Sarina Wiegman. Die Niederländerin gilt als absolute Fachfrau, ihre Heimatnation coachte sie 2017 zum Titel und zwei Jahre später ins WM-Finale, das die Niederländerinnen 0:2 gegen die USA verloren. Seit 2021 trainiert sie England.
Dort ist viel auf der Soll-Seite und quasi nichts auf der Haben-Seite: Noch nie konnte England ein großes, internationales Turnier gewinnen, bei Europameisterschaften kam man zweimal (1984 und 2009) bis ins Endspiel, gewinnen konnten die Löwinnen keines davon. Unter Wiegman soll jetzt alles anders werden. Die 52-Jährige drückte dem Team bereits ihren Stempel auf, durch die WM-Qualifikation spazierte ihr Team. England führt die Gruppe D an, erzielte in acht Spielen 68 Tore und fing sich kein Gegentor ein. Das Match gegen Österreich in Sunderland gewann das Team von Wiegman 1:0, das Match gegen Lettland in Doncaster im November mit 20:0. Die Engländerinnen hatten 86 Prozent Ballbesitz, gaben insgesamt 64 Schüsse ab. Eine Ansage.
Hemp reißt vom Hocker
Wiegman setzt vor allem auf Ballbesitzfußball, lässt ihre Kickerinnen den Gegner bespielen und zermürben. Aus dem Kollektiv der exzellenten Fußballerinnen sticht vor allem Lauren Hemp heraus. Die 21-jährige Angreiferin von Manchester City gilt als eine der besten Fußwiesen. ballerinnen auf dem Planeten, gegen Lettland traf sie viermal. In den vergangenen fünf Jahren wurde sie viermal zur besten jungen Spielerin der FA Women’s Premier League gewählt. Kelly Smith, Englands ehemalige Topstürmerin, sagte im englischen Guardian über Hemp: „Es gibt nicht viele junge Spielerinnen, die mich vom Hocker reißen, aber Hemp ist sicher eine davon. Wenn sie den Ball hat, passieren Dinge. Sie ist so gut.“
Österreich wird sich für Hemp Lösungen einfallen lassen müssen. Und weil mit Erwartungen auch immer Druck kommt, sind die Lionesses vor dem Turnierstart am Mittwoch ordentlich beladen. Österreich darf, muss, ja kann eigentlich kein Problem für die Gastgeberinnen sein: „Der Druck ist ganz klar bei ihnen“, sagt Julia Hickelsberger-Füller.
Dass es kein Selbstläufer wird, hat Österreich in der WM-Quali be
Im Stadium of Light zu Sunderland kaufte man den Gastgeberinnen im November in manchen Phasen die Schneid ab, verlor „nur“0:1. Ja, England war klar überlegen, aber Österreich zeigte, dass man die Qualität und die Fähigkeiten besitzt, die Favoritinnen zu ärgern. Viel wird auch von der Tagesform von Manuela Zinsberger abhängen. Auch da ist England gewarnt, die Arsenal-Keeperin zeigte in der Premier League immer wieder mit starken Leistungen auf.
Ausfälle und Back-up
Teamchefin Irene Fuhrmann hat unterdessen noch ganz andere Sorgen. Die Tirolerin Maria Plattner, die in der Vorbereitung mit vier Toren glänzte, brach sich bei einem Zweikampf das Schlüsselbein, reiste bereits für weitere Untersuchungen nach Österreich. Auch die CoronaErkrankte Lisa Kolb wird nicht mehr zum Turnier reisen. Plattner und Kolb werden von Virginia Kirchberger und Annabel Schasching ersetzt. Beide waren als Back-up-Spielerinnen eingeplant, beide rücken in die erste Reihe vor.
Fuhrmann: „Ich bin sehr froh, dass wir schon im Vorfeld zwei Back-up-Spielerinnen mitgenommen haben, die jetzt in den offiziellen Kader nachrücken. Virginia Kirchberger und Annabel Schasching haben von Beginn ihre Rolle angenommen und sich in den Trainings sehr gut eingebracht.“
Gerade für Kirchberger wird die Geschichte zum Märchen. Die Frankfurt-Verteidigerin zog sich im WM-Qualispiel im November 2021 gegen Luxemburg einen Schienund Wadenbeinbruch zu, die Reha wurde zum Wettlauf mit der Zeit, den Kirchberger zu verlieren schien. Für das erste Aufgebot reichte es nicht, nun ist sie doch dabei.