„Etwas überspitzt, nicht falsch“
Gleich zwei Verteidiger der Gesundheitskassenreform waren am Sonntag bei Martin Thür im ZiB 2-Studio. Der eine, Bernhard Wurzer, ist Chef der Gesundheitskasse. Ohne zu zögern konnte Wurzer sagen, er selbst habe nie eine Patientenmilliarde versprochen. Das sei ein politisches Versprechen, und er sei „Gott sei Dank kein Politiker“.
Der zweite Gast musste stärker zur Verteidigung ausrücken: Dagmar Belakowitsch, stellvertretende FPÖ-Klubobfrau und, ja, Politikerin. Als Politikerin reicht es nicht zu sagen, man habe der Bevölkerung nie eine Patientenmilliarde
DAGMAR BELAKOWITSCH IN DER „ZIB 2“
versprochen. 2018 war die FPÖ noch Teil der Regierungskoalition und Belakowitsch Gesundheitssprecherin der Partei. Sagt Belakowitsch nun also, sie habe das so nie gesagt, zückt Martin Thür schon die ausgedruckte FPÖ-Pressemeldung mit einem „Doch, am 14. September 2018“. Immer wieder ein Beweis, wie viel Wahrheit in dem Robert-HochnerZitat „Die Rache der Journalisten an den Politikern ist das Archiv“steckt.
Das Archiv wird Belakowitsch erneut zum Verhängnis. Zu sagen, dass auf den Intensivstationen „ganz, ganz viele Geimpfte“mit Impfschäden behandelt werden müssen, war faktisch falsch. Oder wie es Belakowitsch formuliert: „Möglicherweise etwas überspitzt gesagt, aber in der Tendenz nicht ganz falsch.“Richtig klingt aber auch anders.
Etwas überspitzt, nicht falsch, war offenbar auch die enge Verbindung der FPÖ zu Russland. Darüber möge man mit den Herrschaften auf dem Foto sprechen, sagt Belakowitsch: Die Behauptung, die FPÖ würde das russische Regime nicht kritisieren, sei schlichtweg falsch. Und nicht nur überspitzt.
➚ derStandard.at/Etat