Fettes Voguing oder tierische Freude
Das große Workshopfestival und luftige Open Moves bei Impulstanz
Wien – Das Cover des diesjährigen Impulstanz-Katalogs zeigt eine besondere Frau. Ina Holub ziert nicht nur, sondern personifiziert vor allem, was dem Workshopprogramm als Leitbild gegeben ist: für jeden Körper, jedes Alter, Geschlecht und Level offen zu sein.
Zum Festivalstart bieten besonders weibliche und queere KünstlerInnen neue Klassen an.
Ina Holub ist im Voguing zu Hause, einem Tanzstil, der aus der queeren Subkultur von Harlem stammt. In ihrem Instagram-Account denkt sie diesen weiter. „Fat Vogue“nennt sie ihren Stil, der sich gegen das Body-Shaming und an alle marginalisierten Personen richtet.
Für ihren Workshop Let The Fat Bitch Slay hat sie sich mit der AntiRassismus-Aktivistin Anna Gaberscik zusammengetan. Wer in Holubs Praxis schnuppern möchte, kann auch ihre Open-Air-Klasse bei Public Moves besuchen, die sie gemeinsam mit Karin Cheng hält.
In diesem Rahmen findet sich auch Krõõt Juurak, eine Wiener Performerin aus Tallinn, die sich auch gern ein nichtmenschliches Publikum wie Tiere sucht und diesmal zur Selbstsabotage aufruft.
Wie man Arbeit am besten vermeiden kann, findet sie in ihrer offenen Public-Moves-Klasse heraus, zu der man in Urlaubs- oder Arbeitskleidung erscheinen soll.
Zur offenen Philosophie des Programms steht ausgerechnet der Workshop von Perel im Widerspruch. Skin in the Game richtet sich nämlich ausschließlich an Künstler und Künstlerinnen, die sich selbst als behindert bezeichnen.
Unter sich sein können und die eigene Performancepraxis mit anderen teilen, einmal nicht „mitspielen“müssen, ist hier der Wunsch, der die Exklusivität rechtfertigt.
Die queere Künstlerin war bereits 2019 mit ihrer Performance Pain Threshold zu Gast, in der sie ihre eigene Vergewaltigung thematisierte. Dieses Jahr bietet sie zusätzlich einen Open-Level-Workshop an: In
Rename and Unbody geht es um die Suche nach dem eigenen Selbst außerhalb von gängigen Identitätsnormen und einen individuellen körperlichen Ausdruck.
Ein Erforschen des eigenen Körpers und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesem bietet auch Forming, Attuning, Expanding von Nicole Peisl. In ihrem Open-LevelWorkshop verbindet sie Improvisation mit Körpergesundheit.
Scheitern als Erfolg
Dass das Scheitern auch Teil des Erfolges und Absicht in der Bühnenästhetik sein kann, davon sind Nicola Schössler und Mirjam Klebel überzeugt. Mit The joy of failing and fooling around suchen sie den absurden Humor, der in der Tanzszene manchmal zu kurz kommt.
Richtig tanzen lernen kann man hingegen im Einsteiger-Hip-HopWorkshop der Wienerin Nina Kripas, die bereits mit den Black Eyed Peas oder Kanye West gearbeitet hat. Als Open-Level-Klasse bietet auch Sophia Treanor ihren Workshop an. Die New Yorkerin war eine enge Begleiterin Mary Overlies und gibt deren „Six Viewpoints“-Methode seither weiter.
In Liberating the Materials zeigt sie, wie Raum, Form, Zeit, Emotion, Bewegung und Geschichte auf der Bühne funktionieren und wie man mit ihnen arbeiten kann. (kst)