Der Standard

Heftige Kritik an Lawrow-Abgang bei G20-Treffen

Deutscher Bundestag ratifizier­te Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands

- Gerald Schubert

Dass die Anwesenhei­t des Russen Sergej Lawrow beim G20Außenmi­nistertref­fen am Freitag auf Bali ein diplomatis­cher Drahtseila­kt werden würde, war von Anfang an klar. Zwar haben bisher nicht alle anderen Staaten aus dem Kreis der wichtigste­n Industrieu­nd Schwellenl­änder den russischen Angriff auf die Ukraine verurteilt, doch die Verbitteru­ng über Moskaus Krieg und seine wirtschaft­lichen Folgen ist beträchtli­ch.

Vor diesem Hintergrun­d galt die Anreise des russischen Außenminis­ters auch als eine Art Test für eine mögliche Teilnahme von Kremlchef Wladimir Putin am G20Gipfel der Staats- und Regierungs­chefs, der Mitte November ebenfalls auf Bali stattfinde­n soll.

Wenn dem so war, dann ging dieser Test in diplomatis­cher Hinsicht gründlich daneben. Lawrow nämlich verließ nach seiner Rede sofort den Saal, ohne sich die Reaktionen seiner Kritiker überhaupt anzuhören. Später erklärte er, es sei der Westen, der eine friedliche Lösung des Konflikts in der Ukraine verhindern wolle. Wenn die EU und die USA einen Sieg der Ukraine auf dem Schlachtfe­ld anstrebten, „dann haben wir wahrschein­lich mit dem Westen nichts zu besprechen“, lautete Lawrows Resümee. Russland sei jedoch bereit, mit der Ukraine und der Türkei über Möglichkei­ten zum Export von ukrainisch­em Getreide zu verhandeln, so Lawrow. Wann solche Gespräche stattfinde­n könnten, sei jedoch unklar.

Kämpfe in der Ostukraine

Lawrows Abgang wurde heftig kritisiert, unter anderem von der deutschen Außenminis­terin Annalena Baerbock: Er unterstrei­che, dass es derzeit „keinen Millimeter an Gesprächsb­ereitschaf­t der russischen Regierung gibt“. Ebenfalls am Freitag ratifizier­te Deutschlan­d den Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands, Bundestag und Bundesrat stimmten mit großer Mehrheit zu.

Im Osten der Ukraine gingen die Kämpfe indes unverminde­rt weiter. Die ukrainisch­e Armee hat eigenen Angaben zufolge mehrere Ziele in den russisch kontrollie­rten Gebieten erfolgreic­h angegriffe­n, darunter ein russisches Waffenlage­r im Donezker Gebiet. Russland wiederum sprach von einem gescheiter­ten ukrainisch­en Angriff auf ein Wasserkraf­twerk am Dnipro.

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