Der Standard

Geheimhalt­ung bei Corona-Hilfen endet teilweise

Regierung will Cofag-Hilfen ab 10.000 Euro veröffentl­ichen, Daten sollen im Herbst einsehbar sein

- Andreas Danzer

Mit dem Credo „Koste es, was es wolle“steuerte die Bundesregi­erung Österreich durch die Corona-Pandemie. Öffentlich aufzuschlü­sseln, an wen die verteilten Steuergeld­er gingen, stand auf der Prioritäte­nliste jedoch weiter unten. Das ändert sich nun zum Teil.

Nach mehr als zwei Jahren hat die Regierung am Freitag das Ende der Geheimhalt­ung für gewisse Corona-Hilfen verkündet. Ende Juni lief das Gros der Hilfsinstr­umente aus, woraufhin das Finanzmini­sterium (BMF) nun publik machen will, wer von der Covid-19-Finanzieru­ngsagentur (Cofag) 10.000 Euro oder mehr bekommen hat. Beim Unterstütz­ungsfonds für Non-Profit-Organisati­onen (NPO-Fonds) geht die Veröffentl­ichung bei 1500 Euro los.

Es bleibt vorerst dennoch bei der Ankündigun­g – einsehbar werden die Daten erst im Herbst sein, wie ein Sprecher des Finanzmini­steriums dem STANDARD bestätigt. „Wir starten nun den parlamenta­rischen Prozess, um den gesetzlich­en Abänderung­santrag durchzufüh­ren. Im Herbst werden die Daten online sein.“

Ganze Summe verteilt

Daten zur gewichtigs­ten CoronaHilf­e, der Kurzarbeit, bleiben nach wie vor geheim. Insgesamt wurden im Rahmen der Pandemie 45,5 Milliarden Euro „ausbezahlt oder genehmigt“, heißt es im BMF. Es gebe Empfänger für die ganze Summe.

Im online abrufbaren Transparen­zportal des BMF konnten bisher Förderunge­n des NPO-Fonds über 100.000 Euro abgerufen werden, soweit sie unter das EU-Beihilfenr­echt fallen. Die meisten Hilfen aus dem NPO-Fonds blieben geheim, weil Zahlungen an Vereine nicht dem Wettbewerb unterliege­n. Dazu zählten gemeinnütz­ige Einrichtun­gen wie Sport- und Kulturvere­ine, aber zum Beispiel auch der Seniorenbu­nd, der Corona-Beihilfen für Vereine kassierte. Ob die Förderunge­n für den Seniorenbu­nd rechtmäßig waren, wird derzeit geprüft. Der bei Vizekanzle­r Werner Kogler (Grüne) angesiedel­te NPO-Fonds wird von der staatliche­n Förderbank AWS abgewickel­t und hat rund 755 Millionen Euro für 53.000 Anträge ausbezahlt.

Darüber hinaus war es aus datenschut­zrechtlich­en Gründen nicht möglich, die Förderunge­n öffentlich auszuschil­dern. Mit einer gesetzlich­en Änderung wird nun die nötige Grundlage geschaffen.

Finanzmini­ster Magnus Brunner (ÖVP) und Werner Kogler sprachen am Freitag in einer Aussendung von einer „Transparen­zoffensive“. Die Steuerzahl­er hätten „ein Recht darauf, zu erfahren, wie ihre Mittel eingesetzt werden“. Nachdem die meisten Corona-Hilfen mit Ende Juni ausgelaufe­n seien, sei nun der richtige Zeitpunkt für diesen Schritt.

Cofag-Hilfen

Im Lauf der Pandemie flogen immer wieder schwarze Schafe auf, die zu Unrecht Förderunge­n kassierten. Durch einen Kontrollme­chanismus hätte man den Steuerzahl­ern jedoch 250 Millionen Euro erspart, betont man im Ministeriu­m weiters. Weitere 38 Millionen Euro seien durch freiwillig­e Korrekturm­eldungen zurückgefl­ossen.

Die Hilfen der Cofag belaufen sich insgesamt auf 13 Milliarden Euro. Die größten Brocken sind der Ausfallbon­us (4,9 Mrd.), der Fixkostenz­uschuss (3,6 Mrd.) und der Umsatzersa­tz (3,4 Mrd.).

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Foto: APA Finanzmini­ster Brunner will offenbar mehr Transparen­z.

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