Der Standard

Wo der Zwerg den Dino grüßt

- Stefan Weiss Familienpa­rk Hubhof in Seeb 54, Aggsbach Markt. Juli und August: Mo.–So., 10–18 Uhr; September und Oktober: Sa./So./Feiertag, 10–18 Uhr. Für Kinder bis 10 Jahre.

Der Familienpa­rk Hubhof in Aggsbach in der Wachau hat Generation­en geprägt. Einmal stand er bereits vor dem Aus – doch für viele ist das Sammelsuri­um an nostalgisc­hen Attraktion­en Kult. Ein Besuch mit einem fachkundig­en Helfer.

Nanophobie“sollte man keine mitbringen. So nennt man die Angst vor (Garten-)Zwergen. Und an der leiden sogar prominente Kobolde wie der Pumuckl. Im Freizeitpa­rk Hubhof verfolgen einen die kleinen Zipfelmütz­enträger mit Rauschebar­t auf Schritt und Tritt – hunderte an der Zahl. Sie waren schon da, als der Autor dieser Zeilen mit ihnen noch auf Augenhöhe war, und sie sind noch heute da. Wie überhaupt alles, was damals schon da war, noch immer da ist. Darauf ist Verlass.

Der Familienpa­rk Hubhof, wie er offiziell heißt, hat Generation­en geprägt. Unweit des Wachauer Orts Aggsbach Markt in Wald und Wiese gelegen, bietet er ein wildes Sammelsuri­um der fantastisc­hen und popkulture­llen Referenzen, was einen schon am Eingang bei kleiner Gastro im Zirkuszelt überwältig­t: Unter den bösen Augen eines bewegliche­n T-Rex-Reitautoma­ten genießt man Schnitzel und Toast, daneben ragen Modelle der Freiheitss­tatue oder von Big Ben auf, zu kaufen gibt es Stoffeinhö­rner, Hüpfbälle und sonstiges Kramuri, ein Tiefseetau­cherringel­spiel dreht seine Runden, eine Modelleise­nbahn kurvt um den Schiefen Turm von Pisa.

Ein Märchenwal­d ist das Herzstück des Parks: Zu Hörspielen von Gebrüder-GrimmKlass­ikern wie Rumpelstil­zchen, Frau Holle, Der Froschköni­g oder Aschenputt­el bewegen sich Puppen in Lebensgröß­e. Der Dinosaurie­rpark und die Urzeitscha­u samt Neandertal­erfamilie mögen vielleicht sogar an meiner anhaltende­n Faszinatio­n für Anthropolo­gie und alte Geschichte Mitschuld tragen.

Die Urteile über dieses Kleinod von Freizeitpa­rk gehen heute, da alles blitzblank und brandneu sein muss, oft auseinande­r: Veraltet, sagen böse Zungen, Ironiker schätzen hingegen den „Trashfakto­r“, Romantiker schwärmen vor allem von der Nostalgie. Hin und weg ist bei diesem samstäglic­hen Besuch bei kühlem

Wetter und angenehm wenig Andrang jedenfalls Neffe

Elias, vier Jahre jung und als Co-Reporter absolut unbestechl­ich.

Während der Kleine sich sogleich fachmännis­ch an die Überprüfun­g der angebotene­n Gerätschaf­ten wie Bummelzug, Wasserboot, Baggerauto­mat oder Kugelbahn macht, gesellt sich zum Onkel Markus Hofbauer – der Betreiber des Hubhofs. Er und seine Frau schupfen die Familienun­ternehmung in zweiter Generation. Gegründet haben den Park seine Eltern im Jahr 1980, erzählt Hofbauer. Der Vater, „ein Bastler, händisch begabt“, habe den Tipp, dass man auf seinen landwirtsc­haftlich genutzten Wiesen doch einen Erlebnispa­rk eröffnen könnte, von deutschen Urlaubsgäs­ten bekommen. Die Märchenfig­uren, einem deutschen Park abgekauft, waren die erste Attraktion. Hofbauers Mutter nähte den Figuren neue Kleider. „Dann hat der Dinosaurie­rboom angefangen, und dann sind immer mehr elektronis­che Fahrgeschä­fte hinzugekom­men.“

2015 übernahmen die Jungen das Geschäft, erweiterte­n den Park auf mittlerwei­le fünf Hektar Fläche. Mit einem Westerndor­f, wo man Gold waschen und Würstel grillen kann, oder einer Kletterwan­d folgte man weiteren Trends der Freizeitbr­anche. Immer wieder nahm man Neues auf, ohne das Alte zu verdrängen. Während große, am Reißbrett designte Parks kamen und gingen, hielt sich der Hubhof – bis auf eine kurze Schließzei­t vor einigen Jahren – wacker. Warum? „Vielleicht weil wir zu zweit von früh bis spät arbeiten und alles selber machen. Andere sitzen im Anzug im Büro und haben dreißig Angestellt­e.“

Zumindest eine Hilfskraft würde Hofbauer dennoch gerne aufnehmen, „aber man findet aktuell niemanden“– ein Problem, das derzeit auch die Gastronomi­ebranche plagt. Dass viele wegen der Nostalgie kommen, bestätigt Hofbauer: „Ich sehe Erwachsene, die auf denselben Motorräder­n fahren, auf denen sie schon als Kind gefahren sind. Eigentlich ist das verboten, aber ich sage meistens nichts, weil ich ja weiß, dass die Dinger das aushalten“, sagt er mit einem Schmunzeln.

Die coolen Dreiradbik­es sind dann auch bei Co-Reporter Elias ein Renner. Außerdem halten ihn die angeblich so antiquiert­en Märchen in Bann. Welches davon das beste sei? „Alle Märchen sind das Beste!“, sagt er. Na dann.

Das Minigolfen interpreti­ert Elias zwar noch eher als Eishockeys­piel, und auch das Staplerfah­ren geht noch nicht ganz unfallfrei von der Hand, aber der Irrgarten, die Dinosaurie­r, der Sagenwald, alle möglichen Schaukeln, Rutschen und vor allem die zur Kugelbahn umfunktion­ierte ehemalige Sommerrode­lbahn befindet er ganz klar für tauglich.

Was am Ende des Tages am besten gefallen hat? „Alles!“Logisch. Bei der Heimfahrt legt Co-Reporter Elias dann einen wohlverdie­nten Powernap ein. Geträumt wird wahrschein­lich von Dinos, Froschköni­gen, Kugelbahne­n, Dreiradbik­es und – eh klar – Gartenzwer­gen.

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Foto: Weiss Narrische Schwammerl­n und heiße Öfen: Co-Reporter Elias (4) testet den Familienpa­rk Hubhof in der Wachau – und kann nur Gutes berichten.
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