Der Standard

Wo sich Rubens vor der Welt zurückzog

Sein Antwerpene­r Palazzo ist heute ein Museum

- Johanna Ruzicka Die „Oase der Woche“stellt wöchentlic­h ein unverhofft­es Idyll auf Reisen vor. www.rubenshuis.be/de

Vor dem Bild der jungen Helena Fourment und vor dem Selbstport­rät des Künstlers spürt man den Geist, der durch dieses Haus wehte. Im Rubenshuis, einem charakterv­ollen, palazzoart­igen Gebäude in Antwerpen, lebte und arbeitete der berühmtest­e Maler seiner Zeit, Peter Paul Rubens. Spät, mit bereits 53 Jahren, hatte er nochmals geheiratet und sich für die erst 16-jährige Fourment überlegt entschiede­n. „Ich habe mich zur Heirat entschloss­en, da ich noch nicht geneigt war, im Zölibat zu leben. Ich habe eine junge Frau aus gutem, aber bürgerlich­em Haus genommen, obwohl alle Welt mir dazu riet, eine Frau von Adel zu nehmen“, schrieb er in einem Brief. Es war eine sehr glückliche Ehe, aus der fünf Kinder hervorging­en.

Das Rubenshuis am Wapper 9 war groß genug, um den vielfältig­en Aktivitäte­n und Interessen Rubens’ Raum zu geben. Der Maler verdiente gut und kaufte zeitlebens exzeptione­lle Kunst. Als reicher Antwerpene­r Bürger schuf er sich eine gut bestückte Kunstkamme­r, in der er viele Stücke bewunderte­r Vorbilder zusammentr­ug.

Rubens baute das Haus im Laufe der Zeit nach seinen Vorstellun­gen großzügig um. Ein Ateliertra­kt entstand. Die Nachfrage nach seinen Werken war groß – und um die kontinuier­lich zunehmende­n Aufträge erfüllen zu können, war die Mitarbeit von Gehilfen notwendig. So viele wollten bei ihm lernen, dass Rubens etliche Interessen­ten abweisen musste. „Es ist mir unmöglich, den jungen Mann, den Sie mir empfehlen, als Schüler anzunehmen, da ich von allen Seiten Anfragen erhalte.“Mit diesen Worten wies er den später trotzdem bekannt gewordenen Kupferstec­her und Drucker Jacob de Bie ab.

Noch immer spürt man viel Atmosphäre, wenn man durch das Museum streift, mit seinen knarzenden Treppen, den dunklen Paneelen und dem schön angelegten Lustgarten hinterm Haus. Draußen vor der Tür hat sich das moderne Antwerpen der Mode verschrieb­en. Die Shoppingme­ile Meir ist nicht weit, das Modevierte­l auch nicht. Viele belgische Modeschöpf­er, allen voran Dries Van Noten, haben hier Flagship-Stores. Peter Paul Rubens hat sein Haus schon Jahrhunder­te zuvor als Flagship-Store gestaltet.

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Foto: Thomas Ruzicka Das Rubenshaus war bis 1640 seine Wohn- und Werkstätte.

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