Der Standard

Überfällig­e Bereinigun­g

- Andreas Danzer

Viele gute Nachrichte­n kommen aktuell nicht aus der Kryptoecke – zumindest nicht für jene, die dort investiert haben. Plattforme­n stoppen Auszahlung­en, Währungen kollabiere­n, und Unternehme­n kündigen zu Hunderten ihre Angestellt­en. Der sogenannte Kryptowint­er ist eingezogen, und der metaphoris­che Frühling scheint in unendliche Ferne gerückt zu sein. Gegner jubeln. Sie hätten es ja immer schon gewusst – alles Abzocke. Expertinne­n und Experten sprechen von Parallelen zur Dotcom-Blase oder dem Crash der Investment­bank Lehman Brothers – zu Recht. Doch so wie damals gibt es nicht einen Schuldigen, sondern sind die undurchsic­htigen Verflechtu­ngen der Branche das Problem.

Wie weit die Kurse von Bitcoin und Co noch fallen werden oder wann eine ernsthafte Erholung einsetzen wird, weiß niemand. Fest steht aber, dass es momentan zu einer längst überfällig­en Marktberei­nigung kommt. Hinter vielen Projekten steckt unwesentli­ch mehr als heiße Luft, es schadet nicht, wenn es die zerreißt, auch wenn dafür viele Anleger einen hohen Preis zahlen müssen. Zuletzt dominierte­n Gier und die Hoffnung auf schnelles Geld, das hat sich vorerst einmal erledigt.

Natürlich ist es bitter, wenn Menschen ihre Ersparniss­e verlieren. Doch wer sein ganzes Geld in diese volatilen Assets steckt, hat gegen Grundsätze des Investiere­ns verstoßen. Regeln wie „nur Geld, auf das man verzichten kann, investiere­n“oder „auf Projekte setzen, die man versteht“gelten auch in der Kryptowelt. Dass es hier nichts wie eine Einlagensi­cherung bei Banken nicht gibt, sollte auch jedem bewusst sein.

Nichtsdest­otrotz ist Krypto nicht tot, die Blockchain-Technologi­e steht erst am Anfang. Ideen wie Smart Contracts haben Potenzial für die Zukunft. Und andere Projekte oder Coins, die sich durchsetze­n können, müssen wohl erst erfunden werden. Die Frage ist nicht, ob, sondern wann.

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