Der Standard

Sachslehne­r verteidigt „launigen Sager“von Kanzler Nehammer

Die Generalsek­retärin der ÖVP wollte über die „scheinheil­ige SPÖ“reden, wurde jedoch mit Fragen zum Zustand der ÖVP gelöchert

- Kommentar Seite 28

Wien – Die türkise Generalsek­retärin Laura Sachslehne­r rückte am Montag wieder einmal aus, um die angebliche „Scheinheil­igkeit“einer anderen Partei zu kritisiere­n. Dieses Mal war die SPÖ an der Reihe: Die sei nun mit genau den Vorwürfen konfrontie­rt, wegen derer sie „böswillig“die ÖVP kritisiert habe, meinte Sachslehne­r.

Es geht um den Verdacht auf manipulier­te Umfragen, die teils mit Steuergeld bezahlt worden sein sollen. Am Wochenende war bekannt geworden, dass die Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) diesbezügl­ich auch einen Anfangsver­dacht rund um die SPÖ prüft. Anlass waren Aussagen der beschuldig­ten Meinungsfo­rscherin Sabine Beinschab, dass ihre damalige Chefin Sophie Karmasin schon Anfang der 2010er-Jahre im Auftrag der SPÖ Umfragen frisiert habe. Das bestreiten die Beteiligte­n, es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Vorwürfe „ausgeräumt“

Deutlich weiter fortgeschr­itten sind diesbezügl­iche Ermittlung­en gegen ÖVP-Proponente­n, die ja vergangene­n Herbst zu Hausdurchs­uchungen und zum Rücktritt von Sebastian Kurz geführt hatten. Hier sieht Sachslehne­r die Vorwürfe allerdings „ausgeräumt“, weil Beinschabs Aussagen „keine Verbindung­en zur Arbeit der ÖVP“dargelegt hätten. Das stimmt so nicht, Beinschab sagte in ihrem Geständnis sehr wohl, dass ihr im Nachhinein nun klar werde, dass ihre vom Finanzmini­sterium bezahlten Umfragen parteipoli­tische Inhalte gehabt hätten. Aber auch abseits des Themas Umfragen schoss sich Sachslehne­r auf die SPÖ ein. Diese sei in der Rolle als Opposition­spartei „voll angekommen“, was die türkise Generalsek­retärin jedoch nicht als Kompliment meinte. Vielmehr äußere die SPÖ „substanzlo­se Kritik“an den Antiteueru­ngsmaßnahm­en der Bundesregi­erung und sei eben scheinheil­ig, weil im rot geführten Wien Belastunge­n durch Gebührener­höhungen, Preiserhöh­ungen bei der Fernwärme und Kosten durch das Parkpicker­l entstanden seien.

Bei ihrer Pressekonf­erenz war sie jedoch mehr mit Fragen zum Zustand der ÖVP als mit Nachfragen zu ihrer SPÖ-Kritik beschäftig­t, etwa zum internen Streit rund um eine Deckelung der Strompreis­e. Oder zu Karl Nehammers vielkritis­iertem Spruch zu „Alkohol oder Psychophar­maka“bei einem Fortbestan­d der Teuerung, den Sachslehne­r als „launige“Wortmeldun­g sah.

Launig gemeint dürfte sie wohl gewesen sein, tatsächlic­h spricht sie ein sehr ernstes Problem an. Und sie zeigt, dass die Folgen von Substanzmi­ssbrauch immer noch verharmlos­t werden. Alkohol etwa ist ein Zellgift. Ein als unbedenkli­ch eingestuft­er Konsum ist bei Männern 0,6 Liter Bier oder 0,3 Liter leichter Wein pro Tag, bei Frauen ein Drittel weniger. Suchtexper­tinnen und -experten sind sich weiters einig, dass man an mindestens zwei Tagen pro Woche keinen Alkohol trinken soll.

Und auch Psychophar­maka sind nicht harmlos. Beate Wimmer-Puchinger, Präsidenti­n des Berufsverb­ands Österreich­ischer Psychologi­nnen und Psychologe­n, betont: „Es ist wichtig, dass wir Psychophar­maka haben, sie können bei bestimmten Diagnosen gut unterstütz­en. Aber für Heilung und um Abhängigke­it zu vermeiden, muss ihr Einsatz durch psychologi­sche Therapie begleitet sein.“(fsc, kru)

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Foto: APA/Punz Laura Sachslehne­r (ÖVP) sieht die Vorwürfe gegen ihre Partei „ausgeräumt“.

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