Der Standard

Die Kern-Rendi-Connection

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und ihr Vorgänger Christian Kern haben gemeinsam einen Plan gegen die Energiekri­se präsentier­t. Manche Rote vermuten Politstrat­egie hinter dem Presseterm­in.

- Katharina Mittelstae­dt

Bilder haben Wirkung. Und da saßen sie, nebeneinan­der, in der Sache vereint, von der Presse abgelichte­t: SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und ihr Vorgänger, Ex-Bundeskanz­ler Christian Kern. Bei einem gemeinsame­n Medienterm­in am Donnerstag präsentier­ten sie ihren Plan gegen die Energiekri­se. Inhaltlich ging es um einen EU-weit gemeinsame­n Einkauf von Gas und strukturel­le Eingriffe ins System. Die Wirkung des Auftritts war aber nicht nur inhaltlich­er Natur, und das war auch den beiden bewusst. Kern stellte gleich vorsorglic­h klar: Von dem Termin ließen sich keinesfall­s Rückschlüs­se auf ein politische­s Comeback ableiten. Aber welche Rolle soll der ehemalige Parteivors­itzende in der SPÖ denn nun künftig spielen?

Viel Aufmerksam­keit

Kern arbeitet heute selbststän­dig als Energieunt­ernehmer, lange vor seiner politische­n Karriere war er in verschiede­nen Führungsfu­nktionen beim Energiekon­zern Verbund tätig. Seit Ausbruch der Energiekri­se tritt er nun regelmäßig als Experte auf: im Fernsehen, in Interviews. Es dauerte nicht lange, bis über eine geplante Rückkehr Kerns in die Politik spekuliert wurde. Er selbst hat entspreche­nde Ambitionen stets bestritten.

In der SPÖ-Bundeszent­rale sei die rege Tätigkeit Kerns dennoch mit wenig Wohlwollen aufgefasst worden, erzählt ein Roter. Manche hätten die Situation fast wie ein Déjàvu erlebt: Als noch Werner Faymann als Kanzler und SPÖ-Chef fungierte, war es auch schon Kern gewesen, der oft in den Schlagzeil­en war. „Und die eigentlich­e Parteispit­ze kam seltener vor als Kern von außen“, erinnert sich der Sozialdemo­krat, der nicht namentlich genannt werden möchte. Dann löste Kern Werner Faymann ab.

Aber wie passt der Auftritt mit Rendi-Wagner ins Bild? Rendi-Wagner und Kern würden seit einiger Zeit „intensiven Austausch zum Energiethe­ma“pflegen, heißt es aus der SPÖ. Gemeinsam hätten die beiden nun eben die am Donnerstag präsentier­te Strategie erarbeitet und vorgestell­t. „Wir sind froh über seine Expertise und dass er sie uns zur Verfügung stellt“, wird aus der SPÖZentral­e ausgericht­et. Aber was bedeutet das nun?

Kein gutes Verhältnis

Überrasche­nd war der gemeinsame Auftritt von Rendi-Wagner und Kern auch deshalb, weil die beiden nicht immer das beste Verhältnis hatten. Rendi-Wagner übernahm die SPÖ, nachdem Kern Ende 2018 relativ überrasche­nd seine politische Karriere beendet hatte. Damals galt Rendi-Wagner als seine Wunschnach­folgerin, aber schon wenig später kühlte das Verhältnis der beiden ab. Ein Tiefpunkt war erreicht, als Kern vergangene­n Sommer bekanntgab, als Berater für den burgenländ­ischen Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil tätig zu sein, Rendi-Wagners innerparte­ilichen Erzfeind.

Zuletzt wurde sogar spekuliert, ob Kern womöglich eine neue Partei gründen könnte, um gegen RendiWagne­r anzutreten. Der gemeinsame Auftritt am Donnerstag sollte auch dieses Gerücht endlich abdrehen, hört man aus der SPÖ. Offiziell wird aus der Partei betont: Es gehe um eine „solidarisc­he Zusammenar­beit fürs Land“.

„Pamela Rendi-Wagner und Christian Kern mögen sich bis heute nicht besonders“, sagt jemand, der beide kennt. „Die nicht schlecht gedachte Strategie der Parteizent­rale lautet wohl: Keep your friends close and your enemies closer.“Das Team von Rendi-Wagner sei deshalb auf Kern zugegangen, eine gemeinsame Pressekonf­erenz zu machen; geworden ist es dann zumindest ein Medienterm­in, zu dem einzelne Journalist­innen und Journalist­en eingeladen wurden. In der SPÖ werten das einige als Erfolg für RendiWagne­r, schließlic­h habe Kern damit auch indirekt ihren Führungsan­spruch akzeptiert.

Rendi-Wagner und Kern würden jedenfalls auch weiterhin in Kontakt bleiben, lautet das offizielle Wording. Neuerliche gemeinsame Auftritte seien aber nicht geplant – zumindest „derweil“nicht, wie es heißt.

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Ex-Kanzler Christian Kern und Pamela Rendi-Wagner, die Kanzlerin werden möchte, bei einem Medienterm­in am Donnerstag.

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