Die Kern-Rendi-Connection
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und ihr Vorgänger Christian Kern haben gemeinsam einen Plan gegen die Energiekrise präsentiert. Manche Rote vermuten Politstrategie hinter dem Pressetermin.
Bilder haben Wirkung. Und da saßen sie, nebeneinander, in der Sache vereint, von der Presse abgelichtet: SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und ihr Vorgänger, Ex-Bundeskanzler Christian Kern. Bei einem gemeinsamen Medientermin am Donnerstag präsentierten sie ihren Plan gegen die Energiekrise. Inhaltlich ging es um einen EU-weit gemeinsamen Einkauf von Gas und strukturelle Eingriffe ins System. Die Wirkung des Auftritts war aber nicht nur inhaltlicher Natur, und das war auch den beiden bewusst. Kern stellte gleich vorsorglich klar: Von dem Termin ließen sich keinesfalls Rückschlüsse auf ein politisches Comeback ableiten. Aber welche Rolle soll der ehemalige Parteivorsitzende in der SPÖ denn nun künftig spielen?
Viel Aufmerksamkeit
Kern arbeitet heute selbstständig als Energieunternehmer, lange vor seiner politischen Karriere war er in verschiedenen Führungsfunktionen beim Energiekonzern Verbund tätig. Seit Ausbruch der Energiekrise tritt er nun regelmäßig als Experte auf: im Fernsehen, in Interviews. Es dauerte nicht lange, bis über eine geplante Rückkehr Kerns in die Politik spekuliert wurde. Er selbst hat entsprechende Ambitionen stets bestritten.
In der SPÖ-Bundeszentrale sei die rege Tätigkeit Kerns dennoch mit wenig Wohlwollen aufgefasst worden, erzählt ein Roter. Manche hätten die Situation fast wie ein Déjàvu erlebt: Als noch Werner Faymann als Kanzler und SPÖ-Chef fungierte, war es auch schon Kern gewesen, der oft in den Schlagzeilen war. „Und die eigentliche Parteispitze kam seltener vor als Kern von außen“, erinnert sich der Sozialdemokrat, der nicht namentlich genannt werden möchte. Dann löste Kern Werner Faymann ab.
Aber wie passt der Auftritt mit Rendi-Wagner ins Bild? Rendi-Wagner und Kern würden seit einiger Zeit „intensiven Austausch zum Energiethema“pflegen, heißt es aus der SPÖ. Gemeinsam hätten die beiden nun eben die am Donnerstag präsentierte Strategie erarbeitet und vorgestellt. „Wir sind froh über seine Expertise und dass er sie uns zur Verfügung stellt“, wird aus der SPÖZentrale ausgerichtet. Aber was bedeutet das nun?
Kein gutes Verhältnis
Überraschend war der gemeinsame Auftritt von Rendi-Wagner und Kern auch deshalb, weil die beiden nicht immer das beste Verhältnis hatten. Rendi-Wagner übernahm die SPÖ, nachdem Kern Ende 2018 relativ überraschend seine politische Karriere beendet hatte. Damals galt Rendi-Wagner als seine Wunschnachfolgerin, aber schon wenig später kühlte das Verhältnis der beiden ab. Ein Tiefpunkt war erreicht, als Kern vergangenen Sommer bekanntgab, als Berater für den burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil tätig zu sein, Rendi-Wagners innerparteilichen Erzfeind.
Zuletzt wurde sogar spekuliert, ob Kern womöglich eine neue Partei gründen könnte, um gegen RendiWagner anzutreten. Der gemeinsame Auftritt am Donnerstag sollte auch dieses Gerücht endlich abdrehen, hört man aus der SPÖ. Offiziell wird aus der Partei betont: Es gehe um eine „solidarische Zusammenarbeit fürs Land“.
„Pamela Rendi-Wagner und Christian Kern mögen sich bis heute nicht besonders“, sagt jemand, der beide kennt. „Die nicht schlecht gedachte Strategie der Parteizentrale lautet wohl: Keep your friends close and your enemies closer.“Das Team von Rendi-Wagner sei deshalb auf Kern zugegangen, eine gemeinsame Pressekonferenz zu machen; geworden ist es dann zumindest ein Medientermin, zu dem einzelne Journalistinnen und Journalisten eingeladen wurden. In der SPÖ werten das einige als Erfolg für RendiWagner, schließlich habe Kern damit auch indirekt ihren Führungsanspruch akzeptiert.
Rendi-Wagner und Kern würden jedenfalls auch weiterhin in Kontakt bleiben, lautet das offizielle Wording. Neuerliche gemeinsame Auftritte seien aber nicht geplant – zumindest „derweil“nicht, wie es heißt.