Der „Luft-80er“rund um Salzburg ist Geschichte
Flexibles Tempolimit hat Luftqualität verbessert
Eine grüne Ressortchefin hat ihn eingeführt, ein grüner Ressortchef hebt ihn wieder auf: Der von der damaligen Umweltreferentin der Salzburger Landesregierung, Astrid Rössler, 2015 eingeführte „Luft-80er“auf den rund zehn Autobahnkilometern am Rande der Stadt Salzburg wird nun von ihrem Nachfolger, Landeshauptmannstellvertreter Heinrich Schellhorn, wieder abgeschafft.
„Das ist keine politische Entscheidung, sondern eine faktenbasierte“, betont Schellhorn. Die Luftqualität habe sich in den vergangenen Jahren so stark verbessert, dass nach dem Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-L) keine Rechtsgrundlage mehr für das flexible Tempolimit vorliege. Auch die Prognosen für die Zukunft würden zeigen, dass die Grenzwerte für Stickstoffdioxid eingehalten werden können.
Für die Tauernautobahn auf der Strecke von Salzburg bis Golling sei jedenfalls ein Ende des dort fallweise nach dem IG-L verhängten Tempolimits von 100 Stundenkilometern absehbar.
Sobald die neue Verordnung von der Landesregierung abgesegnet ist, wird auf der Salzburger Stadtautobahn damit wieder Tempo 100 gelten. Ganz vorbei ist das 80-Stundenkilometer-Limit damit aber freilich nicht. Laut Straßenverkehrsordnung kann nämlich beispielsweise bei Überlastung aus Sicherheitsgründen jederzeit wieder die erlaubte Höchstgeschwindigkeit herabgesetzt werden.
Vorbild Skandinavien
Dass sich die Luftgüte massiv verbessert hat, habe mehrere Ursachen, sagen die Umweltexperten der Landesregierung. Das flexible Tempolimit habe die Stickoxidbelastung rasch gesenkt. Dazu kämen aber auch noch technische Faktoren: Nach dem Dieselskandal seien die neuen Autos nun deutlich sauberer geworden; auch mache sich der verstärkte Einsatz von Elektroautos bereits bemerkbar.
Auch wenn nun aufgrund der Gesetzeslage die Autos wieder schneller fahren dürfen, hält Schellhorn an seiner Forderung nach einer generellen Temporeduktion fest. Als Vorbild nennt er die skandinavischen Länder, wo die Formel „10080-30“gelte. Also Tempo 100 auf der Autobahn, Tempo 80 auf Überlandstraßen und 30 im Ortsgebiet.
In Salzburg ist die Luft zu gut. Deshalb fällt nach sieben Jahren der flexible Luft-80er auf der Stadtautobahn. Das ist ein fatales Zeichen: Statt Limits hinaufzusetzen, sollten inmitten einer Energie- und Klimakrise neue Tempolimits eingeführt werden. Tempo 100 auf Autobahnen, 80 auf Landstraßen und 30 im Ortsgebiet sind in Österreich überfällig.
Ein wenig runter vom Gas hilft, Sprit zu sparen und den CO2-Austoß zu reduzieren. Laut einer Studie des Umweltbundesamts verbraucht ein Pkw, der auf der Autobahn statt 130 nur 100 Stundenkilometer fährt, 23 Prozent weniger Sprit. Durch Tempo 80 in Salzburg wurden 5730 Tonnen CO2 und 1,2 Millionen Liter Treibstoff eingespart. Niedrigeres Tempo trägt zudem zur Verkehrssicherheit bei und würde Unfälle reduzieren, wie das Kuratorium für Verkehrssicherheit aufzeigt.
Der Luft-80er wurde 2015 nach jahrelanger, massiver Grenzwertüberschreitungen von Stickstoffdioxid eingeführt und hat gewirkt. Künftig wird 80 nur noch bei viel Verkehr auf den Anzeigetafeln leuchten. Der grüne Landesrat Heinrich Schellhorn kann zwar nicht aus, weil die Rechtsgrundlage weggefallen ist. Aber auf Bundesebene muss die generelle Reduktion des Tempos angepackt werden. Auch wenn ein nicht unerheblicher Teil der Österreicher wegen ein bisschen Bremsens in Schnappatmung verfällt, weil man sich in seiner „persönlichen Freiheit“eingeschränkt fühlt. Es gibt keine zu gute Luft!