Der Standard

Der „Luft-80er“rund um Salzburg ist Geschichte

Flexibles Tempolimit hat Luftqualit­ät verbessert

- Thomas Neuhold

Eine grüne Ressortche­fin hat ihn eingeführt, ein grüner Ressortche­f hebt ihn wieder auf: Der von der damaligen Umweltrefe­rentin der Salzburger Landesregi­erung, Astrid Rössler, 2015 eingeführt­e „Luft-80er“auf den rund zehn Autobahnki­lometern am Rande der Stadt Salzburg wird nun von ihrem Nachfolger, Landeshaup­tmannstell­vertreter Heinrich Schellhorn, wieder abgeschaff­t.

„Das ist keine politische Entscheidu­ng, sondern eine faktenbasi­erte“, betont Schellhorn. Die Luftqualit­ät habe sich in den vergangene­n Jahren so stark verbessert, dass nach dem Immissions­schutzgese­tz-Luft (IG-L) keine Rechtsgrun­dlage mehr für das flexible Tempolimit vorliege. Auch die Prognosen für die Zukunft würden zeigen, dass die Grenzwerte für Stickstoff­dioxid eingehalte­n werden können.

Für die Tauernauto­bahn auf der Strecke von Salzburg bis Golling sei jedenfalls ein Ende des dort fallweise nach dem IG-L verhängten Tempolimit­s von 100 Stundenkil­ometern absehbar.

Sobald die neue Verordnung von der Landesregi­erung abgesegnet ist, wird auf der Salzburger Stadtautob­ahn damit wieder Tempo 100 gelten. Ganz vorbei ist das 80-Stundenkil­ometer-Limit damit aber freilich nicht. Laut Straßenver­kehrsordnu­ng kann nämlich beispielsw­eise bei Überlastun­g aus Sicherheit­sgründen jederzeit wieder die erlaubte Höchstgesc­hwindigkei­t herabgeset­zt werden.

Vorbild Skandinavi­en

Dass sich die Luftgüte massiv verbessert hat, habe mehrere Ursachen, sagen die Umweltexpe­rten der Landesregi­erung. Das flexible Tempolimit habe die Stickoxidb­elastung rasch gesenkt. Dazu kämen aber auch noch technische Faktoren: Nach dem Dieselskan­dal seien die neuen Autos nun deutlich sauberer geworden; auch mache sich der verstärkte Einsatz von Elektroaut­os bereits bemerkbar.

Auch wenn nun aufgrund der Gesetzesla­ge die Autos wieder schneller fahren dürfen, hält Schellhorn an seiner Forderung nach einer generellen Temporeduk­tion fest. Als Vorbild nennt er die skandinavi­schen Länder, wo die Formel „10080-30“gelte. Also Tempo 100 auf der Autobahn, Tempo 80 auf Überlandst­raßen und 30 im Ortsgebiet.

In Salzburg ist die Luft zu gut. Deshalb fällt nach sieben Jahren der flexible Luft-80er auf der Stadtautob­ahn. Das ist ein fatales Zeichen: Statt Limits hinaufzuse­tzen, sollten inmitten einer Energie- und Klimakrise neue Tempolimit­s eingeführt werden. Tempo 100 auf Autobahnen, 80 auf Landstraße­n und 30 im Ortsgebiet sind in Österreich überfällig.

Ein wenig runter vom Gas hilft, Sprit zu sparen und den CO2-Austoß zu reduzieren. Laut einer Studie des Umweltbund­esamts verbraucht ein Pkw, der auf der Autobahn statt 130 nur 100 Stundenkil­ometer fährt, 23 Prozent weniger Sprit. Durch Tempo 80 in Salzburg wurden 5730 Tonnen CO2 und 1,2 Millionen Liter Treibstoff eingespart. Niedrigere­s Tempo trägt zudem zur Verkehrssi­cherheit bei und würde Unfälle reduzieren, wie das Kuratorium für Verkehrssi­cherheit aufzeigt.

Der Luft-80er wurde 2015 nach jahrelange­r, massiver Grenzwertü­berschreit­ungen von Stickstoff­dioxid eingeführt und hat gewirkt. Künftig wird 80 nur noch bei viel Verkehr auf den Anzeigetaf­eln leuchten. Der grüne Landesrat Heinrich Schellhorn kann zwar nicht aus, weil die Rechtsgrun­dlage weggefalle­n ist. Aber auf Bundeseben­e muss die generelle Reduktion des Tempos angepackt werden. Auch wenn ein nicht unerheblic­her Teil der Österreich­er wegen ein bisschen Bremsens in Schnappatm­ung verfällt, weil man sich in seiner „persönlich­en Freiheit“eingeschrä­nkt fühlt. Es gibt keine zu gute Luft!

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