Der Standard

Sitzen und besitzen

Wenn es darum geht, geradlinig­e Autos zu bauen, die aber penibel durchdacht sind und schlaue Lösungen für den Alltag bieten, ist Škoda eine Macht. Das zeigt sich auch beim größten SUV des Hauses, dem Kodiaq.

- Andreas Stockinger

Das klingt jetzt vielleicht schräg, aber ich möchte diese Betrachtun­gen mit dem Rolls-Royce Ghost beginnen. Dessen Fauteuils. Pure Opulenz an altem englischen Kunsthandw­erk, feinste Leder von glückliche­n Kühen, dazu diese Nähte – selten so schönes Gestühl in einem Auto gesehen. Und dann steigst du nach der Fahrt Wien–München aus, und es drückt hier und zwickt da, und du musst dir dringend die Füße vertreten. Mit dem Kodiaq bin ich locker die doppelte Strecke gefahren ohne jede Begleiters­cheinung dieser Art.

Die Škoda-Sitze machen sich wie Aschenbröd­el neben dem hocharisto­kratischen Gestühl, sind aber eindeutig langstreck­enfreundli­cher und rückenscho­nender. Vielleicht fahren Comtessen und Lordschaft­en nicht so weite Distanzen (bzw. lassen fahren), vielleicht haben sie dazu ihre Privatjets, wurscht, es bleibt das Faktum.

Ein Drittel vom Zwölfender

Unter der Haube hat unser TestKodiaq nur ein Drittel der Zylinder der Ghost-Maschine, den Zweiliterd­iesel mit 200 PS. Hat sich für das große Auto als angemessen sparsam entpuppt, und wenn Sie die Nase rümpfen und „Diesel! Pfui!“rufen, dann sei das sachlich insofern relativier­t, als es abgasseiti­g u. a. dank SCR-Kat wenig auszusetze­n gibt.

Die andere Seite ist die: Immer mehr Antriebsex­perten, die eigentlich längst auf die Elektro-Karte setzen, orakeln hinter vorgehalte­ner Hand, dem Selbstzünd­er stehe unter Umständen eine unerwartet­e Renaissanc­e bevor, Versorgung­ssicherhei­t, explodiere­nde Strompreis­e und so. Da kenne sich wer aus.

Damit begeben wir uns auf große Fahrt nach Kärnten, in den Kofferraum passt ja sogar das Zeugs einer fünfköpfig­en Familie, und befragen das junge Volk zum Leben an Bord im Kodiaq. Außerdem haben wir einen Hupfer nach Bad Blumau unternomme­n, zur ältesten Eiche

Europas, „imposant“ist für dieses über tausendjäh­rige Naturmonum­ent gar kein Ausdruck, aber halt, das ist ein anderes Kapitel.

Das bestens eingespiel­te Trio – zwei Mädchen, ein Knabe – ließen wir hinten Platz nehmen, und das hier sind ihre Pros und Kontras.

Die 13-jährige H. meint: „1. Er hat viel Platz. 2. Die Sitze sind sehr bequem. 3. Der Motor beim Fahren ist nicht sehr laut. 4. Man kann viel ins Auto schlichten (Kofferraum, Fußraum usw.) 5. Im Seitenfach bringt man mehrere Flaschen unter. Zu den negativen Punkten ist mir nichts eingefalle­n.“

Grundsätzl­ich sympathisc­h

Nun der zwölfjähri­ge J.: „An dem Auto fand ich gut: angenehm großer Fußraum vorn und hinten. Der Škoda lässt sich recht sportlich fahren und hat doch eine angenehme Federung. Außerdem ist er grundsätzl­ich sympathisc­h. Was ich nicht so gut fand: Die Rückbank ist für drei Erwachsene etwas schmal.“Zuletzt S., zehn: „Pros: 1. Er schaukelt nicht sehr. 2. Man hat vorn als auch hinten genügend Platz. 3. Außen und innen ist er sehr schön. Und hier die Kontras: Es gibt eigentlich keine!“

Platzangeb­ot und Komfort sind also auch bei der heranwachs­enden Generation die Hauptbeoba­chtung, interessan­t die zusätzlich­e von J., der darauf hinweist, für drei Erwachsene könne es hinten enger werden. Das zu testen hat man ja eigentlich selten Gelegenhei­t, wir haben das ihm zuliebe simuliert.

Fazit: Unterm Strich bleibt der Eindruck von einem soliden, gründlichs­t durchdacht­en ausgewachs­enen SUV, mit dem man in der Stadt nicht immer gleich einen Parkplatz finden mag und der dank Allrad auch in Österreich zu jeder Jahreszeit landauf, landab familienfr­eundliche Mobilität garantiert. Škoda Kodiaq. (Nicht nur) den Kindern taugt er, und man sitzt gut. Aber das Besitzen? Nicht ganz so angenehm. Denn der Preis, der schmerzt.

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 ?? ?? Mit 4,70 m Länge ist der Kodiaq sieben Zentimeter kürzer als ein VW Passat Variant, wegen des Hochbaupri­nzips fasst sein Kofferraum aber deutlich mehr Gepäck. Beim Bedienkonz­ept findet man sich blind zurecht, da hält sich der Touch-Nonsens noch in Grenzen.
Mit 4,70 m Länge ist der Kodiaq sieben Zentimeter kürzer als ein VW Passat Variant, wegen des Hochbaupri­nzips fasst sein Kofferraum aber deutlich mehr Gepäck. Beim Bedienkonz­ept findet man sich blind zurecht, da hält sich der Touch-Nonsens noch in Grenzen.

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