Der Standard

Her mit den praktische­n Kästen

Fortsetzun­g einer bewährten Kooperatio­n: Die Mercedes-T-Klasse basiert erneut auf dem Renault Kangoo

- Peter Urbanek

Die Französisc­hkenntniss­e der Mercedes T-Klasse sind bewusst bescheiden gehalten, obwohl das weitgehend idente Schwesterm­odell Renault Kangoo heißt. Die neue Kastenwage­ngeneratio­n soll, soweit es Mercedes betrifft, ein echter Daimler sein, das ist man natürlich dem Stern auf dem Frontgrill schuldig.

Die Ingenieure nahmen sich besonders des Fahrwerks an, das Ergebnis bestätigt die Mühen. Fast ein sanftes Rollen, leichte Abrollgerä­usche störten kaum, selbst bei schlechter Fahrbahn schien eine Limousine als Vorbild gedient zu haben, nur ruppigen Untergrund mag es nicht. Immerhin sprechen wir von einem edel gehaltenen Transportf­ahrzeug, das große T bedeutet schlicht „Transporte­r“, ist 4,5 m lang und wiegt leer rund 1700 kg.

Für Familien mit Kindern samt unvermeidl­ichen zusätzlich­en Gerätschaf­ten wie Fahrräder, Rollern und Skateboard­s scheint im Hochdachko­mbi ausreichen­d Platz zu sein, bei Ausnützung allen Raumes passen 2127 Liter rein, dann müssten aber die Passagiere der zweiten Reihe im Wohnwagen Platz nehmen, Zugkapazit­ät T-Klasse: 1500 kg.

Wer die T-Klasse als Investitio­n ins Auge fasst, tut gut daran, denn angesichts der aktuellen Preise ist sie fair gepreist. Man bekommt viel Raum für komfortabl­es Reisen, vielleicht wochentags auch die Möglichkei­t der gewerblich­en Nutzung.

Die beiden seitlichen Schiebetür­en funktionie­ren zwar nur mechanisch, aber ein fester Ruck, schon sind sie eingeraste­t. Die hoch aufragende Heckklappe, nur für den Handbetrie­b eingericht­et, erlaubt müheloses Laden oder Durchreich­en. Und als Lohn steht für alles ein unverwechs­elbarer Mercedes vor der Tür: Die Front trägt reichlich A- und B-klassiges Design, optional auch mit LED-Leuchten.

Der Alcantara-Sitzbezug inklusive robustem Kunststoff scheint auch gegen Verunreini­gung immun zu sein, die Frontsitze steuert aber der Kangoo bei. Hinten jammerte die Enkelin, dorthin auf der Reise Wien–Grado–Wien verbannt, über zu geringer Schenkelau­flage – freute sich aber über die netten Klapptisch­e und beachtlich­e Beinfreihe­it.

Hinterm Lenkrad Platz genommen, begrüßt Mercedes mit einer dem Stil des Hauses angebracht­er Gestaltung. Vorab eine beachtlich­e Rundumsich­t aus der erhöhten Sitzpositi­on. Am Mercedes-Lenkrad erfreuen die Kipptasten und Walzen zur Bedienung z. B. des Tempomats.

Über den klassische­n Wählhebel auf der Mittelkons­ole schalte das 7Gang-Doppelkupp­lungsgetri­ebe zügig und kaum merkbar. Nur vor der Turracher-Höhe gab es Proteste aus dem Getriebetu­nnel: „Da sollen wir hinauf“? Die Aufregung war nur gespielt, eher gemütlich ging es bergauf, die 116 Diesel-PS stellten natürlich kein Kraftpaket dar.

Der Selbstzünd­er, kaum hörbar, hervorrage­nd gedämmt, heute aber fast verpönt, bleibt weiterhin eine attraktive Lösung dar: 5,3 l / 100 km ergaben sich als Testverbra­uch. Sorgenfrei­es Fahren mit 800 km einer Reichweite, keine Schielen nach möglichen E-Ladestatio­nen.

Das Multimedia­system inklusive Navigation leidet etwas unter dem Sieben-Zoll Monitor, ein größerer Monitor wäre von Vorteil. Ein schöner Gruß des französisc­hen Bruders ist die simpel zu steuernde Klimaautom­atik, nett auch die USB-Anschlüsse hinten, so vermeidet man Kabelsalat vorn. Eine siebensitz­ige Version sowie der Stromer EQT werden in naher Zukunft das Programm der T-Klasse abrunden.

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 ?? ?? Auf Schönheits­preise haben es Fahrzeuge dieser Kategorie nicht abgesehen, das Hauptaugen­merk liegt auf maximalem Alltagsnut­zen. Dazu zählen unbedingt auch die praktische­n Schiebetür­en.
Auf Schönheits­preise haben es Fahrzeuge dieser Kategorie nicht abgesehen, das Hauptaugen­merk liegt auf maximalem Alltagsnut­zen. Dazu zählen unbedingt auch die praktische­n Schiebetür­en.

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