Her mit den praktischen Kästen
Fortsetzung einer bewährten Kooperation: Die Mercedes-T-Klasse basiert erneut auf dem Renault Kangoo
Die Französischkenntnisse der Mercedes T-Klasse sind bewusst bescheiden gehalten, obwohl das weitgehend idente Schwestermodell Renault Kangoo heißt. Die neue Kastenwagengeneration soll, soweit es Mercedes betrifft, ein echter Daimler sein, das ist man natürlich dem Stern auf dem Frontgrill schuldig.
Die Ingenieure nahmen sich besonders des Fahrwerks an, das Ergebnis bestätigt die Mühen. Fast ein sanftes Rollen, leichte Abrollgeräusche störten kaum, selbst bei schlechter Fahrbahn schien eine Limousine als Vorbild gedient zu haben, nur ruppigen Untergrund mag es nicht. Immerhin sprechen wir von einem edel gehaltenen Transportfahrzeug, das große T bedeutet schlicht „Transporter“, ist 4,5 m lang und wiegt leer rund 1700 kg.
Für Familien mit Kindern samt unvermeidlichen zusätzlichen Gerätschaften wie Fahrräder, Rollern und Skateboards scheint im Hochdachkombi ausreichend Platz zu sein, bei Ausnützung allen Raumes passen 2127 Liter rein, dann müssten aber die Passagiere der zweiten Reihe im Wohnwagen Platz nehmen, Zugkapazität T-Klasse: 1500 kg.
Wer die T-Klasse als Investition ins Auge fasst, tut gut daran, denn angesichts der aktuellen Preise ist sie fair gepreist. Man bekommt viel Raum für komfortables Reisen, vielleicht wochentags auch die Möglichkeit der gewerblichen Nutzung.
Die beiden seitlichen Schiebetüren funktionieren zwar nur mechanisch, aber ein fester Ruck, schon sind sie eingerastet. Die hoch aufragende Heckklappe, nur für den Handbetrieb eingerichtet, erlaubt müheloses Laden oder Durchreichen. Und als Lohn steht für alles ein unverwechselbarer Mercedes vor der Tür: Die Front trägt reichlich A- und B-klassiges Design, optional auch mit LED-Leuchten.
Der Alcantara-Sitzbezug inklusive robustem Kunststoff scheint auch gegen Verunreinigung immun zu sein, die Frontsitze steuert aber der Kangoo bei. Hinten jammerte die Enkelin, dorthin auf der Reise Wien–Grado–Wien verbannt, über zu geringer Schenkelauflage – freute sich aber über die netten Klapptische und beachtliche Beinfreiheit.
Hinterm Lenkrad Platz genommen, begrüßt Mercedes mit einer dem Stil des Hauses angebrachter Gestaltung. Vorab eine beachtliche Rundumsicht aus der erhöhten Sitzposition. Am Mercedes-Lenkrad erfreuen die Kipptasten und Walzen zur Bedienung z. B. des Tempomats.
Über den klassischen Wählhebel auf der Mittelkonsole schalte das 7Gang-Doppelkupplungsgetriebe zügig und kaum merkbar. Nur vor der Turracher-Höhe gab es Proteste aus dem Getriebetunnel: „Da sollen wir hinauf“? Die Aufregung war nur gespielt, eher gemütlich ging es bergauf, die 116 Diesel-PS stellten natürlich kein Kraftpaket dar.
Der Selbstzünder, kaum hörbar, hervorragend gedämmt, heute aber fast verpönt, bleibt weiterhin eine attraktive Lösung dar: 5,3 l / 100 km ergaben sich als Testverbrauch. Sorgenfreies Fahren mit 800 km einer Reichweite, keine Schielen nach möglichen E-Ladestationen.
Das Multimediasystem inklusive Navigation leidet etwas unter dem Sieben-Zoll Monitor, ein größerer Monitor wäre von Vorteil. Ein schöner Gruß des französischen Bruders ist die simpel zu steuernde Klimaautomatik, nett auch die USB-Anschlüsse hinten, so vermeidet man Kabelsalat vorn. Eine siebensitzige Version sowie der Stromer EQT werden in naher Zukunft das Programm der T-Klasse abrunden.