Der Sommer war sehr groß
Sieht man sich das Angebot an, kommt man ins Grübeln: Es gibt kaum mehr Cabrios und Roadster, und wenn, sind sie meist unerschwinglich. VW hat sich einen Ruck gegeben und einen SUV aufgeschnitten. Ergebnis: T-Roc Cabrio.
Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren lass die Winde los. Rilkes jahreszeitliche Nachbetrachtung ist ein idealer Einstieg für ein Cabrio, vom offenen T-Roc ist hier die Rede, und mit den Winden sind wir eh schon in einer Hauptdisziplin der Spezies. Aber erst einmal Grundsätzliches.
„Was fährst du gerade für ein Auto?“, wollte der Kumpel im August – Stichwort: Der Sommer war sehr groß – wissen. „T-Roc Cabriolet.“„Aha, also Golf Cabrio.“Ist natürlich ein ketzerischer Kommentar, hat aber insofern seine Berechtigung, als beide auf dem abermillionenfach bewährten MQB (Modularer Querbaukasten) des Konzerns basieren und bei Abmessungen und Radstand praktisch ident sind.
Bloß halt in der Modefraktion SUV, etwas höher hinaus. War einerseits eh klar, dass die Strategen sich die Gattung auf Cabriotauglichkeit ansehen würden. Range Rover mit dem Evoque war 2016 der Erste, der das Wagnis unternahm – und schon ist er wieder weg vom Markt.
VW hat nachgezogen, und man muss sagen, grundsätzlich eine wohltuende Entscheidung, denn nach Ausscheiden der offenen Versionen von Golf und Neukäfer hatten die nüchternen Wolfsburger ja gar kein Spaßgerät mehr im Talon. Insofern hat der T-Roc schon gewonunter nen, und immerhin 145 Käuferinnen jedweden Geschlechts haben sich heuer in den ersten sieben Monaten für dieses Fahrzeug entschieden.
Zugig oder fast windstill
Lass die Winde los: Da kann man sich frei entscheiden im T-Roc Cabrio. Will man hinten noch wen mitnehmen, kann es trotz geschlossener Fenster zugig werden, wenn auch nicht dramatisch. Einzeln oder zu zweien unterwegs, wird man die Windschott-Karte ziehen. Gut zusammengefaltet, ist es in einem eigens darauf zugeschnittenen Fach der Kofferraumabdeckung untergebracht, vorbildlich durchdacht die Sache, und montiert respektive demontiert ist es auch ruckzuck. Das ganze Konzept kennt man tatsächlich schon vom Golf Cabrio her, soll kein Schaden sein, Bewährtes soll man nicht groß ändern.
Im Fahrbetrieb fällt der grundsätzliche Widerwille der Karosserie zum Verwinden auf. Das stand Jahrzehnte lang auf der Wunschliste der Techniker, es ist auch heutzutage noch keine Selbstverständlichkeit.
Dazu passt die straffe Fahrwerksabstimmung, ohne brettlhart zu sein, und bei der Motorisierung ist uns der 1,5er mit 150 PS zugelaufen, kombiniert mit dem beliebten 7Gang-DSG-Getriebe. Als schwächere Motorisierung bietet VW den Einliterdreizylinder mit 110 PS an, wir erwähnen das der Vollständigkeit halber, und nicht, weil wir diese Maschine empfehlen würden.
Der 1,5er hingegen, ein hochmoderner Turbo-Vierzylinder, passte noch überall, wo wir ihm im weitverzweigten VW-Konzern-Imperium begegnet sind, er passt auch hier und schlägt mit knapp siebeneinhalb Litern Testverbrauch beim Durst nicht über die Stränge.
So. Und jetzt? Warten wir auf das erste Elektrocabrio von VW. Ein offener ID.3 vielleicht? Oder doch besser gleich den ID. Buggy? Auf dessen Fluren würden wahrhaft die Winde losgelassen.