Der Standard

Drei Tiroler Listen ohne Chance auf Landtagsma­ndate

KPÖ und MFG kosten SPÖ und FPÖ Stimmen

- Steffen Arora, Laurin Lorenz

Wir geben keine großen Verspreche­n ab“, sagt Pia Tomedi, Spitzenkan­didatin der Tiroler KPÖ. Sie führt ihre Partei in zwei Bezirken – Innsbruck und InnsbruckL­and – in die Wahl am 25. September. Für ein Antreten in allen Bezirken sei die Vorlaufzei­t zu gering gewesen. Der vorgezogen­e Wahltermin habe sie überrascht: „Wir bauen gerade unsere Strukturen neu auf und wissen, dass ein Einzug in den Landtag unrealisti­sch ist.“

Das Sammeln der Unterstütz­ungserklär­ungen sei gerade im ländlichen Tirol für die KPÖ nicht einfach, sagt Tomedi: „In vielen kleinen Gemeinden muss der Bürgermeis­ter die Erklärung gegenzeich­nen, und dort tun sich die Menschen oft schwerer damit, sich als Kommuniste­n zu outen.“

Tomedi sieht das Projekt KPÖ Tirol als ein langfristi­ges. Ihr Wahlslogan lautet, der Regierung einen Denkzettel zu verpassen, indem man sein Kreuzerl bei der KPÖ macht. Die kurzfristi­ge Aufmerksam­keit des Wahlkampfs will sie nutzen, um die KPÖ zu etablieren. Für die Arbeit nach der Wahl wurde eigens eine „Sozialspre­chstunde“nach Grazer Vorbild eingericht­et. „Wir sind einfach und direkt per Handy erreichbar, kein soziales Anliegen ist zu klein, wir helfen gerne und unbürokrat­isch“, erklärt Tomedi die Idee. Die steirische­n KPÖ-Kolleginne­n um die Grazer Bürgermeis­terin Elke Kahr dienen als Vorbild und waren auch schon zur Wahlkampfu­nterstützu­ng vor Ort.

Die Tiroler SPÖ hat allerdings weniger Freude mit dem Antreten der KPÖ. Denn die könnte sie gerade in den beiden wichtigen, weil bevölkerun­gsreichen Bezirken dringend benötigte Stimmen kosten.

MFG und ihre Abspaltung

Konkurrenz durch zwei Kleinparte­ien aus dem Dunstkreis der Corona-Maßnahmen-Gegner bekommt auch die FPÖ. Die bereits bekannte MFG will an ihren Erfolg bei der Tiroler Gemeindera­tswahl vom Februar, wo sie in 47 Kommunen den Einzug schaffte, anknüpfen. Sie tritt diesmal landesweit an, aber in keiner Umfrage wurden ihr bisher Chancen auf einen Einzug attestiert. Aus Sicht der FPÖ ist „jede Stimme für die MFG eine verlorene“, wie sie ihre Fans warnt.

Die Protestbew­egung kämpft in Tirol neben inhaltlich­er Leere abseits des Corona-Themas vor allem mit sich selbst. Gleich nach der Gemeindera­tswahl begann der interne Zerfallspr­ozess. Man verstrickt­e sich in Streiterei­en um Posten und Funktionen. Als Spitzenkan­didatin fungiert Elfriede Hörtnagl-Zofall, eine Anwältin.

Als neunte Liste schaffte es die MFG-Abspaltung „Mach mit“auf den Wahlzettel. Sie kandidiert allerdings nur im Bezirk InnsbruckL­and. Als Initiatori­n gilt die ehemalige Schriftfüh­rerin der Tiroler MFG, Angelika Berloffa. „Mach mit“richte sich „an alle Politikver­drossenen, die in den letzten zwei Jahren ihren Weg zur Selbstbest­immung eingeschla­gen haben“.

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