Preisbremse macht Optima-Kunden unentspannt
Neuer Tarif verunsichert tausende Haushaltskunden von Wien Energie
Wien – Am 30. September läuft die Frist für tausende Wien-EnergieKunden ab, in der sie sich für bis zu hundert Gratistage bei Strom und Gas anmelden oder sich gegen den im August verordneten Tarifwechsel aussprechen können. Es geht um den umstrittenen Tarif „Optima entspannt“für Haushaltskunden, der sowohl für Strom als auch Gas gilt.
„Optima entspannt“ist, das lässt sich aus den dürren Informationsschreiben, die Kunden Mitte August erhielten, teurer als das bisherige Standardtarifmodell „Optima“, wie es hunderttausende Haushaltskunden in Wien haben. Allerdings lockt Wien Energie mit Preisgarantie für ein Jahr und bis zu hundert „Gratistagen“. Letztere sollen den Preis dämpfen, sind aber an Bedingungen geknüpft, etwa die dauerhafte Umstellung auf Online-Rechnung (statt Papier) und den Besitz einer Wiener-Linien-Jahreskarte.
Mit der angekündigten Strompreisbremse dürfte das neue Tarifmodell aus derzeitiger Sicht nicht kollidieren. Zwar kann die Preisbremse an einem Gratistag nichts bremsen, aber verrechnungstechnisch läuft es anders: Die Gratistage werden rechnerisch ermittelt, indem der Jahresverbrauch durch 362 Tage dividiert wird. Das Ergebnis ist der rechnerische Tagesverbrauch, der gesammelt vom Jahresverbrauch abgezogen wird.
Tageswerte
Von dem sohin verminderten Jahresverbrauch werden bis zu 2900 Kilowattstunden (KWh) zu 10,0 Cent pro KWh (netto) verrechnet. Der höhere Optima-Preis sollte durch die Bremse also genauso vermindert werden wie jeder andere Stromtarif auch. So weit die Theorie. In der Praxis ist es viel komplizierter. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hält den Tarifwechsel per 1. September für unrechtmäßig, weil Haushaltskunden automatisch migriert wurden und lediglich Widerspruch einlegen konnten.
Auch die „Gratistage“scheinen problematisch, denn die angepriesenen hundert bekommt nur, wer sich online anmeldet und seine WienerLinien-Jahreskarte hinterlegt.
Analog mit Postkarte gibt es nur 80 Tage. Die Postkarte für den Bonus kann zum Malus werden, warnt der Verbraucherschutzverein VSV. Denn das Ansuchen um Gratistage kann als Zustimmung zum Tarifwechsel gewertet werden. Eine Bekämpfung, etwa im Zuge eines Sammelverfahrens des VKI, wäre dann nicht mehr möglich. Der VKI rät deshalb, Gratisstromoder -gastage unter Vorbehalt anzumelden: Dafür genüge ein Schreiben oder eine E-Mail an Wien Energie oder auf der Antwortkarte zu vermerken: „Vorbehaltlich der Zulässigkeit der Preiserhöhung bzw. Tarifumstellung“.
VSV-Obmann Peter Kolba empfiehlt darüber hinaus, beim Gaspreis genau nachzurechnen. Vorteilhaft sei „Optima entspannt“nämlich nur in Kombination mit Gratistagen. Und: Nach der Preisgarantie könnte es teuer werden.