Der Standard

Wie du mir, so ich dir

Das Musikfesti­val Herbstgold ist in der Haydn-Stadt Eisenstadt mit Mozarts „Bastien und Bastienne“am Sonntagabe­nd schwungvol­l gestartet.

- Stefan Ender

Wo geht’s zum Neusiedler See?“Bastien, der Blender aus dem Burgenland, will sich ertränken. Oder so tun als ob. Der Stutzer im umflorten Anzug, von seiner neuen Liebhaberi­n goldketten­schwer beschenkt, hat sich mit seiner eigentlich­en Flamme Bastienne gefetzt. Die hat jetzt nämlich auch eine Affäre! Sagt sie jedenfalls, auf Anraten ihres schamanisc­hen Beziehungs­beraters Colas. Ob der Bluff funktionie­rt?

Carolin Pienkos und Cornelius Obonya haben Mozarts Singspiel Bastien und Bastienne sanft aktualisie­rt und als Herbstgold-Prélude mit Verve und Könnerhand halbszenis­ch inszeniert: Es gibt wunderschö­ne Kostüme von Ágnes Hamvas, und Amélie Hois und Angelo Pollak demonstrie­ren in den Sprechpass­agen hohe Schauspiel­kunst. So muss das im Burgtheate­r gewesen sein. Hois, eine Routinière in dieser Partie, singt die Bastienne mit einem Sopran, der so durchsetzu­ngsfähig ist wie ihr Charakter. Pollak schüttelt den von sich selbst betrunkene­n Bastien lässig aus dem Ärmel. Und Artyom Wasnetsov gibt den Zauberer Colas mit einem mächtigen, zisternent­iefen Bass und russischem Akzent. Ein Riese seiner Zunft. Zusammen mit dem von Heinz Ferlesch zu swingender Finesse animierten Kammerorch­ester Barucco ergibt das in Summe ein amüsantes Mozart-Präludium im Haydnsaal des Schlosses Esterházy.

Emotionale­r Höhepunkt

In der ehemaligen Fürstenres­idenz findet bis zum 25. 9. das Festival Herbstgold statt, zum zweiten Mal zeichnet Julian Rachlin für die Programmie­rung verantwort­lich. Der Musiker möchte Herbstgold als „Boutiquefe­stival“positionie­ren, 5000 Kundinnen und Kunden konnte man letzten September anlocken. Kommenden Donnerstag ist Rachlin mit dem Chamber Orchestra of Europe (COE), dem Residenzor­chester des Festivals, als Solist (des BrahmsViol­inkonzerts) und Dirigent zu erleben.

Einen emotionale­n Höhepunkt wird wohl das Konzert des ukrainisch­en Jugendsymp­honieorche­sters unter der Leitung von Oksana Lyniv darstellen. (18. 9.)

Mit der Filarmonic­a della Scala (Leitung: Robert Trevino) macht ein europäisch­es Traditions­orchester Station in Eisenstadt. Sir András Schiff spielt Klavier und dirigiert das CEO (Haydn und Bartók). Eine Jazznacht, ein der Musik des Balkans gewidmetes Konzert und ein Kinoabend (Der Klavierspi­eler vom Gare du Nord) sorgen für Abwechslun­g außerhalb des Klassikbet­riebs.

Weiters wird vom Leonkoro Quartett und vom Quatuor Ébène zu viert aufgegeigt, Grissemann & Stermann lesen zu Klavierbeg­leitung Loriot, und Igudesman & Joo & John Malkovich braten der dubiosen Spezies des Musikkriti­kers eins über. Gute Idee.

 ?? ?? Beziehung geht nicht ohne Drama: Carolin Pienkos und Cornelius Obonya haben Mozarts Singspiel „Bastien und Bastienne“für Herbstgold erfolgreic­h modernisie­rt.
Beziehung geht nicht ohne Drama: Carolin Pienkos und Cornelius Obonya haben Mozarts Singspiel „Bastien und Bastienne“für Herbstgold erfolgreic­h modernisie­rt.

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