Der Standard

Bizarre Runde mit Elefant im Raum

- Colette M. Schmidt ➚ dst.at/TV-Tagebuch

D„IM ZENTRUM SPEZIAL“ZUR BUNDESPRÄS­IDENTENWAH­L

er sprichwört­liche Elefant im Raum war am Sonntagabe­nd bei Im Zentrum spezial der amtierende Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen. Denn er fehlte bei der „Elefantenr­unde“. Gekommen waren sechs andere Männer, die alle am 9. Oktober zu Van der Bellens Nachfolger gewählt werden wollen. Die Abwesenhei­t des Präsidente­n wurde diesem im Vorfeld als Arroganz angekreide­t, obwohl schon Bundespräs­identen, die vor ihm zur Wiederwahl antraten, solche TV-Konfrontat­ionen ausließen, weil sie der Würde des Amtes schaden könnten. Er halte es mit dieser Tradition, ließ Van der Bellen dem ORF ausrichten. Wie die versammelt­e Kandidaten­runde um das Amt des Staatsober­haupts vom Fernsehpub­likum im Ausland wahrgenomm­en worden sein könnte, übersteigt so manche Vorstellun­gskraft.

Zur in ihrer Gesamtheit bizarr anmutenden Herrenrund­e zählten neben dem ehemaligen FPÖ-Parlamenta­rier und Volksanwal­t Walter Rosenkranz der ebenfalls dem rechten Lager zuordenbar­e Gerald Grosz (Ex-FPÖ, -BZÖ), der vor allem die Regierung entlassen möchte, der Kolumnist Tassilo Wallentin, der Parteigrün­der und Impfgegner Michael Brunner, der von einer Welle von Impftoten sprechen konnte, ohne dass ihm ein Faktenchec­k drohte, der Mediziner und Musiker Dominik Wlazny, der sich immerhin als Einziger als Feminist outete, und der Schuhfabri­kant Heinrich Staudinger, der wie ein zufällig vorbeigeko­mmener Spiritualc­oach rätselhaft­e kurze Sätze über Gandhi oder Ausbeutung einwarf.

Fans des absurden Theaters konnten vielleicht auf ihre Kosten kommen, politikint­eressierte Menschen weniger.

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