Der Standard

Wenig Aufklärung in der Causa OMV und Uiguren

Die Ministerie­n geben kaum Antworten

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Wien – Ende Juni berichtete DER STANDARD über ein Klimaschut­zprojekt des teilstaatl­ichen Ölkonzerns OMV, das für Aufsehen sorgt. Das börsennoti­erte Unternehme­n finanziert seit dem Jahr 2020 ein Projekt auf einem Ölfeld in China. In dessen Rahmen werden klimaschäd­liche Treibhausg­asemission­en aufgefange­n. Diese Einsparung­en kann sich die OMV in Österreich im Rahmen der sogenannte­n Kraftstoff­verordnung auf eigene CO2-Einsparzie­le gutschreib­en lassen.

Das Problem daran: Besagtes Ölfeld liegt in der Provinz Xinjiang, wo die Minderheit der muslimisch­en Uiguren vom Regime brutal unterdrück­t wird. Auf den Ölfeldern Xinjiangs sollen immer wieder uigurische Zwangsarbe­iter eingesetzt werden. Überprüfba­r sind die Vorwürfe nicht, weil das Regime jede Untersuchu­ng der Missstände in Xinjiang eisern unterbinde­t.

Inzwischen hat die Causa ein politische­s Nachspiel. Die SPÖ hat drei parlamenta­rische Anfragen eingebrach­t, an Finanzmini­ster Magnus Brunner (ÖVP), Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg (ÖVP) und Klimaschut­zministeri­n Leonore Gewessler (Grüne). Die Sozialdemo­kraten wollten wissen, ob den Ministerie­n bekannt ist, wie viel Geld die OMV in Xinjiang investiert. Und ob das Engagement jemals in Gesprächen mit der Verstaatli­chten-Holding Öbag vorkam, die den Anteil an der OMV für die Republik verwaltet.

Die Antworten, die nun vorliegen: äußerst dünn. Schallenbe­rg nennt die Berichte aus Xinjiang immerhin „erschrecke­nd“; Gewessler zeigt sich unzufriede­n mit der Kraftstoff­verordnung, auf denen Deals wie jener der OMV basieren: Das Regelwerk sei „,missglückt“, der Einfluss auf den Klimaschut­z „zum Teil fragwürdig“.

Insgesamt jedoch falle das Thema nicht unter das parlamenta­rische Fragerecht, wie Finanzmini­ster Brunner ausführt. „Die vorliegend­en Fragen betreffen operative Angelegenh­eiten der OMV AG.“Sie würden daher nicht zu den „in die Zuständigk­eit des Bundesmini­steriums für Finanzen fallenden Gegenständ­en der Vollziehun­g“zählen.

„Statt Antworten liefert Brunner bloß den Verweis auf das unzureiche­nde Interpella­tionsrecht“, kritisiert SPÖ-Klimasprec­herin Julia Herr, die die Anfragen eingebrach­t hat. Herr fordert die Ausdehnung des Fragerecht­s: Derzeit umfasst es lediglich Betriebe mit Mehrheitsb­eteiligung des Staates; die SPÖ verlangt eine Absenkung der Schwelle auf 25 Prozent. (joge)

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