Der Standard

Die FPÖ sieht sich in Affäre um Covid-Zertifikat­e als politische­s Opfer

Abgeordnet­er Wolfgang Zanger sprach von „Stasi-Methoden“der ÖVP und warf ihr Einflussna­hme auf die Polizei vor

-

Wien – Die FPÖ ist sauer: Dass gegen Christian Hafenecker, Fraktionsf­ührer im U-Ausschuss, ermittelt wird und bei einem Referenten eine Hausdurchs­uchung stattfand, sei aus politische­n Gründen erfolgt. Das Motiv?

Laut FPÖ eine Rache für das erfolgreic­he Abschneide­n bei der Tirol Wahl; eine versuchte Einflussna­hme angesichts des Bundespräs­ident schafts wahlkampfs ode rein Ablenkungs­manöver wegen der Befragung von Altkanzler Sebastian Kurz (ÖVP) im heutigen U-Ausschuss.

Von „Stasi-Methoden“sprach der Abgeordnet­e Wolfgang Zanger im blauen Statement vor dem U-Ausschuss. Die ÖVP missbrauch­e sinngemäß die Polizei für politische Ermittlung­en. In dieselbe Kerbe hatte

Hafenecker schon am Dienstag geschlagen. Ihm wird vorgeworfe­n, sich ein gefälschte­s Covid-Testzertif­ikat besorgt zu haben. Darauf sollen Chats auf einem sichergest­ellten Smartphone hindeuten.

Hafenecker: Gültiger Test

Hafenecker selbst bestreitet vehement, je mit gefälschte­n Zertifikat­en hantiert zu haben. Für den betreffend­en Tag habe er einen gültigen, negativen PCR-Test, sagte der Abgeordnet­e. Er werde nun versuchen, dieses Testergebn­is wieder aufzutreib­en, um die Ermittlung­en obsolet zu machen.

Hafenecker und Zanger sehen die aktuellen Vorwürfe als Teil eines größeren Komplotts. Aus ihrer Sicht gibt es Teile der Polizei, vor allem des Bundeskrim­inalamts, die stark von der ÖVP beeinfluss­t werden.

Dazu zählt die FPÖ etwa die Soko Tape, die unter der Leitung des Bundeskrim­inalamts rund um das IbizaVideo ermittelt hat und regelmäßig in Konflikte mit der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) geraten war.

Aber auch die Soko Fama, die sich mit Geheimnisv­errat im Verfassung­sschutz und der Causa Wirecard beschäftig­t, wird von der FPÖ kritisch gesehen. Die hatte sich zusehends auf den früheren FPÖAbgeord­neten Hans-Jörg Jenewein fokussiert, weil dieser in engem Austausch mit einem einstigen Mitarbeite­r des Verfassung­sschutzes gestanden war – der wiederum auch Informatio­nen an Jan Marsalek, den flüchtigen Ex-Vorstand der deutschen Wirecard, geliefert hatte. Die Staatsanwa­ltschaft Wien vermutet, dass Jenewein für Informatio­nen aus dem BVT bezahlt hat, deshalb stellte sie vergangene­n Herbst sein Smartphone sicher.

Darauf sollen nun Hinweise auf gefälschte Testzertif­ikate gefunden worden sein. Mittlerwei­le soll das Bundesamt für Korruption­sbekämpfun­g (BAK) die Ermittlung­en übernommen haben.

Jenewein selbst hat sich nach einem psychische­n Zusammenbr­uch komplett aus der Öffentlich­keit zurückgezo­gen. Er war zuvor aus der FPÖ ausgetrete­n, weil auf seinem Handy auch eine anonyme Anzeige gegen hochrangig­e Politiker der FPÖ Wien gefunden worden war. Für alle Genannten gilt die Unschuldsv­ermutung. (red)

 ?? Foto: APA/Fohringer ?? Der FPÖ-Abgeordnet­e Wolfgang Zanger zeigte sich empört.
Foto: APA/Fohringer Der FPÖ-Abgeordnet­e Wolfgang Zanger zeigte sich empört.

Newspapers in German

Newspapers from Austria