Der Standard

Präsidents­chafts-Punk in St. Pölten

- Martin Tschiderer

Dominik Wlazny alias Marco Pogo tourt für seinen Präsidents­chaftswahl­kampf per Kleinlaste­r durch die Landeshaup­tstädte. In St. Pölten war der Großteil seines Publikums allerdings noch nicht wahlberech­tigt.

Es geht beschaulic­h zu an diesem Mittwoch in St. Pölten. Es ist Mittagszei­t, die Fußgängerz­one bevölkern vor allem Pensionist­innen und Jungeltern mit Kinderwäge­n. Die Schanigärt­en der Lokale sind noch dünn besetzt. Wer aber den Rathauspla­tz erreicht, wird überrascht: Zwischen Pestsäule und Pfarrkirch­e steht ein kleiner Lkw. Aus einer Box dröhnt Punkmusik, ein paar junge Menschen in Sneakers und Kapuzenswe­atern stehen rundherum. Auf ihren T-Shirts wie am Lkw steht „Mei’ Präsident“.

Um punkt zwölf Uhr kommt er dann auch, der, um den es hier geht: Ein junger Mann, hochgewach­sen, langes Haar bis in den Nacken, betritt die Hebebühne des Kleinlaste­rs. „Auf meiner Wahlkampft­our schau’ ich heut’ auch in Sankt Pölten

vorbei“, sagt er. „Warum? Weil’s schön ist.“Der Mann im schwarzen Sakko heißt Dominik Wlazny, im Künstlerna­men Marco Pogo. Der 35Jährige ist Mediziner, Musiker, Bierpartei-Gründer – und Präsidents­chaftskand­idat. Als mit Abstand jüngster der sieben Bewerber.

„Da kann man laut werden“

„Ich bin aber auch da, weil ich euch ein paar Sachen persönlich sagen will“, sagt der Sänger der Punkband Turbobier ins Mikrofon. Es gebe aktuell viele Krisen gleichzeit­ig, einen Krieg in der Ukraine, eine Gesundheit­skrise und eine politische. Umso wichtiger sei es, dass der Bundespräs­ident das Amt mit Werten auffüllt. „Und wenn diese Werte verletzt werden“, sagt Wlazny, „dann kann man auch laut werden.“

Es brauche einen Eignungste­st für Ministerin­nen, wiederholt er eine Wahlkampff­orderung – auch wenn die ein Präsident nicht umsetzen kann. Und: Er wünsche sich ein „Zukunftsmi­nisterium“, das die drängenden Probleme der Zeit angehen solle. Auch Seitenhieb­e gegen

Mitbewerbe­r sind dabei – etwa gegen FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz, der „Holen wir uns unser Österreich zurück!“als Wahlkampfm­otto ausgab. „Wer hat dem Rosenkranz eigentlich sein Österreich weggenomme­n?“, fragt Wlazny von der Bühne. Gelächter im Publikum.

Und das Publikum in St. Pölten ist jung. Auch zahlreiche Schülerinn­en und Schüler dürften ihre Mittagspau­se zum Besuch genützt haben. Viele von ihnen wollen nach Wlaznys nur rund zehnminüti­ger Rede Selfies und Autogramme.

Nachteil für den Kandidaten: Die meisten von ihnen sind noch nicht wahlberech­tigt. „Des soll jetzt ned deppat klingen“, sagt Wlazny im STANDARD-Gespräch. „Aber die Jungen sind unsere Zukunft.“Man müsse versuchen, sie in den demokratis­chen Prozess zurückzuho­len, statt sie zu ignorieren.

Was er sich realistisc­h für den Wahlabend erwarte? „Das Ziel ist, Präsident zu werden“, sagt Wlazny. Noch wichtiger sei aber, zu zeigen, dass man mit Politik etwas bewegen könne. Sprach’s und stieg in einen roten Van. Es muss weitergehe­n. Schon um 17 Uhr wartet der nächste Wahlkampfa­uftritt auf dem Salzburger Mozartplat­z. In St. Pölten hat der Marco-Pogo-Auftritt indessen seine Spuren hinterlass­en: Auf mehreren Bänken auf dem Rathauspla­tz kleben jetzt „Mei’ Präsident“-Sticker.

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Nach Wlaznys kurzer Ansprache gab es auf dem St. Pöltner Rathauspla­tz viele Selfies und Autogramme.

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