Der Standard

Engagierte­r mit Recherches­chwäche

- Irene Brickner HOFBURG-KANDIDAT DOMINIK WLAZNY BEI ARMIN WOLF

Ja, er würde auch als Bundespräs­ident zu Demonstrat­ionen wie jener gegen die Abschiebun­g der zwölfjähri­gen Tina im Jänner 2021 gehen. Nein, als Staatsober­haupt würde er sich dort aber vor kein Polizeiaut­o werfen – was er übrigens auch als Kundgebung­steilnehme­r nicht getan hat.

Nein, als Bewerber für das höchste Amt im Staat würde er den Slogan „Gras zum Bier. Gönn es dir“nicht posten – als „Profett der bieristisc­hen Glaubensge­meinschaft“alias Satiriker Marco Pogo hingegen nach wie vor. Im ZiB 2-Interview mit Armin Wolf war der jüngste Bundespräs­identschaf­tskandidat Dominik Wlazny bemüht, seinen multiplen Rollen gerecht zu werden. Und dem wie stets gut vorbereite­ten Interviewe­r.

Das gelang nicht immer. Zwar war beruhigend zu hören, dass sich in der Männerscha­r, die mit Alexander Van der Bellen ums Amt rittert, zumindest ein Kandidat befindet, der weiß, was Satire ist. Und der sie auch von der in Österreich nicht unbekannte­n Realsatire unterschei­den kann. Doch beim Fall Tina ging er Wolf in die Falle, als er Van der Bellen dafür kritisiert­e, sich damals nicht ablehnend geäußert zu haben – aber Wolf ihn mit der recht expliziten Ansprache des Staatsober­haupts nach der Abschiebun­g konfrontie­rte.

Wie der einzige nicht rechte Herausford­erer Van der Bellens seinen Fehler in der Folge eingestand, war dann aber wieder in Ordnung. Wlazny gab ihn ohne Brimborium zu, eine Fähigkeit, die in der österreich­ischen Innenpolit­ik so manchem abgeht. Man kann das als Hinweis auf jene „Normalität“werten, mit der Wlazny auch seinen Zugang zu inhaltlich­en Themen charakteri­siert, womit er sich aber wieder mit Van der Bellen trifft. ➚ dst.at/TV-Tagebuch

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