Der Standard

Die Luft ist raus

- Fabian Schmid

Ein Tag im U-Ausschuss folgt strengen Ritualen – besonders wenn Prominenz wie Altkanzler Sebastian Kurz (ÖVP) geladen ist. Da bekämpft die ÖVP die Geschäftso­rdnung so stark, dass der Verfahrens­richter merkwürdig­e Entscheidu­ngen trifft und logische Fragen – etwa nach Interventi­onen für den Unternehme­r Sigi Wolf und den Oligarchen Oleg Deripaska – nicht zulässt. Da zeigt sich mindestens eine Fraktion frustriert, weil sie durch „Filibuster­n“von ÖVP und Kurz nicht einmal Fragen stellen kann; da verfällt der türkise Ex-Chef in die Opferrolle und sieht eine böse Verschwöru­ng gegen sich. Been there, done that.

Aus dem U-Ausschuss ist die Luft raus, er hat sich selbst obsolet gemacht. Denn die politische Beweisführ­ung ist gelungen. Mittlerwei­le können selbst ÖVP-Granden wie Wolfgang Sobotka nicht mehr von der Hand weisen, dass in ÖVP-geführten Ministerie­n einiges nicht korrekt ablief und dass die türkisen Chats Abgründe aufzeigen. Die strafrecht­liche Verantwort­ung sollen nun Staatsanwa­ltschaft und Gerichte klären.

Die Opposition täte gut daran, diesen U-Ausschuss im Dezember auslaufen zu lassen. Statt mehr vom selben zu produziere­n, sollte sie bald ein neues Untersuchu­ngsthema definieren und einen fokussiert­en, raschen „Mini“-U-Ausschuss aufsetzen, etwa zu Corona-Hilfen oder Russland. Denn Fragwürdig­es gibt es auch abseits der Ära Kurz zur Genüge.

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