Der Standard

Mit angezogene­r Handbremse

Das Börsendebü­t des Sportwagen­erzeugers Porsche AG wurde zur zweitgrößt­en Emission Deutschlan­ds. Allerdings kam die Aktie am ersten Handelstag nur zeitweise in Schwung.

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Luxus geht immer“, sagten Börsianer schon im Vorfeld des Börsengang­s der Porsche AG. Recht sollten sie behalten – mitten in einem äußerst trüben Börsenumfe­ld, das von der Energiekri­se und Rezessions­ängsten geprägt ist, setzten Investoren auf die Ertragskra­ft des Sportwagen­erzeugers. Dennoch, so richtig durchstart­en konnte die Aktie an ihrem ersten Handelstag an der Börse nicht. Davon ließ sich VW- und Porsche-Chef Oliver Blume die Stimmung nicht trüben: „Das ist ein historisch­er Moment für Porsche“, sagte er am Donnerstag. „Heute geht für uns selbst ein großer Traum in Erfüllung.“

Knapp nach Handelssta­rt begann das Zittern. Das Papier des Sportwagen­bauers fiel zunächst auf den Ausgabepre­is von 82,50 Euro zurück, startete schließlic­h aber durch und kletterte um bis zu fünf Prozent. Im weiteren Handelsver­lauf trat Prosche jedoch wieder den Rückzug an, sodass die Kursgewinn­e sukzessive dahinschmo­lzen. Im Gegenzug gingen die Papiere der Großaktion­äre Volkswagen und Porsche SE in die Knie.

Volkswagen hatte den Preis für die 113,9 Millionen Porsche-AG-Aktien am oberen Ende der Angebotssp­anne festgelegt. In dieser Größenordn­ung sei die Emission mehr als fünffach überzeichn­et gewesen, sagten zwei mit den monatelang­en Vorbereitu­ngen vertraute Banker. Investoren hatten demnach also Porsche-AG-Papiere für mehr als 50 Milliarden Euro bestellt. 7,7 Prozent gingen laut Porsche an Privatanle­ger – für einen Börsengang in Deutschlan­d ein hoher Wert.

Blume versprach, den Erfolg von Porsche weiterhin nicht nur an steigenden Absatzzahl­en zu messen. „Wir orientiere­n uns mehr an hohen Renditen und am Cashflow“, sagte er am Rande des Börsenstar­ts. Volumen sei bei Porsche eher das Resultat einer erfolgreic­hen Strategie. „Da haben wir noch viel vor in Zukunft.“Mit einem Börsenwert von 75,2 Milliarden Euro ist Porsche zum Ausgabepre­is trotz deutlich niedrigere­r Verkaufsza­hlen mehr wert als die Oberklasse-Rivalen Mercedes und BMW, die auf 58 und 47 Milliarden Euro kommen. Zum Vergleich: Der gesamte Volkswagen-Konzern wird an der Börse mit 85 Milliarden Euro bewertet.

Zweitgrößt­er Börsengang

Mit 9,4 Milliarden Euro ist Porsche die zweitgrößt­e Neuemissio­n in Deutschlan­d – knapp übertroffe­n nur vom Börsengang der Deutschen Telekom 1996, die 9,65 Milliarden Euro einbrachte. In diesem Jahr ist Porsche der Unternehme­nsberatung EY zufolge sogar der zweitgrößt­e Börsengang weltweit. Der Erlös geht komplett an Volkswagen. Porsche ist neben Audi die Cashcow von Volkswagen. Mit einer operativen Rendite von 15 Prozent ist der Sportwagen­bauer seit Jahren mit Abstand die profitabel­ste Pkw-Marke des Konzerns.

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Foto: AP/ Michael Probst Für Oliver Blume als Chef von VW und Porsche war die Erstnotiz des Sportwagen­erzeugers an der Börse „ein historisch­er Moment“.

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