Wiener Schule für Dichtung präsentiert das Festival „Tiere wie wir“
Die Ornithologie scheint vor allem wegen der vorwiegend an der frischen Luft betriebenen, kostenlosen und anders als das Angeln oder die Großwildjagd gewaltfreien Kunst der Vogelbeobachtung wieder in den Blickpunkt auch jüngerer Menschen geraten zu sein. Die Wiener Schule für Dichtung nimmt anlässlich ihrer heurigen 30-JahrFestlichkeiten darauf Rücksicht.
Unter dem Motto Tiere wie wir (Who is the walrus?) wird die in Deutschland lebende US-BestsellerAutorin Nell Zink gemeinsam mit Falter-Autor Klaus Nüchtern zum Thema „delir über vögel oder ornithomanie als schöne kunst betrachtet“philosophieren und dabei sehr wahrscheinlich ihren literarischen Durchbruch Der Mauersegler von 2016 ins Spiel bringen. Aus dem Falter kommen auch der formidable Tierkolumnist Peter Iwaniewicz und Humorzeichner und Bachmannpreisträger Tex Rubinowitz, die sich auf der Bühne des Wiener Schauspielhauses ebenfalls über die Fauna austauschen werden.
Der deutsche Musiker Kalle Laar präsentiert die Ergebnisse eines Workshops zum Thema „Musizieren mit Tieren“. Mit etwas Glück kommt es dabei zu keiner Neuauflage des Esoteriktrends „Meditieren mit singenden Buckelwalen“.
Auch der verheerenden Wirkung auf die menschliche Psyche der auf Social Media hundertmillionenfach umgehenden Videos des blutrünstigen Raubtiers Katze wird Einhalt geboten. Der heimische Autor Clemens J. Setz zeigt seine liebsten Ziegenund Hasenvideos. Teresa Präauer gibt dem Affen in Oh, Schimmi Zucker. Jana Volkmann referiert über das Kinderbuch Ich hab dich so lieb! und „Tiere und Trauer“. Pophistoriker Johannes Ullmaier hält beim jährlichen Festival der Schule für Dichtung traditionell den Eröffnungsvortrag. Möglicherweise geht es dabei auch um die Frage des Fleischkonsums und darum, ob Tiere fühlen, denken und vor allem leiden können – und was das mit uns zu tun haben könnte.
Kann der Mensch vom Tier lernen? Da muss man sagen, kommt darauf an. Über die Barmherzigkeit der Bienen ist wenig bekannt. Und auch so einen herumgrantelnden, alten silberrückigen Berggorilla – oder auch nur eine Katze – möchte man lieber nicht daheim haben.
Fr, 30. September, und Sa, 1. Oktober, Schauspielhaus Wien; jeweils 20.00