Der Standard

Staudinger und die MeToo-Bewegung

- Oliver Mark

Das Beste am Bundespräs­identschaf­tswahlkamp­f ist, dass er bald vorbei ist. Denn auch wenn man glaubt, man habe schon alles gesehen und gehört, kommt plötzlich ein Heinrich Staudinger mit kruden Thesen daher. „Hawedehre“, sagte er am Mittwoch zur Begrüßung im Interview, das Puls-24-Infochefin Corinna Milborn mit ihm führte. Das war noch sympathisc­hschrullig und auch, dass er als Bundespräs­ident seine rote Jacke weiter tragen werde. Die habe er vor Jahrzehnte­n von seiner damaligen Freundin geschenkt bekommen, weil er so langweilig ausgeschau­t habe.

„DER KANDIDAT ZUR BP-WAHL“BEI MILBORN AUF PULS 24

So weit, so harmlos. Emotional wurde der Waldviertl­er Schuhhändl­er dann etwa beim Thema Steuern und seiner „Formel Z“, die der Finanzmark­taufsicht nicht so schmeckte, sowie beim Krieg. Er sei zwar kein Kriegsspez­ialist, aber die Ukraine und die Nato möchte er nicht aus der Schuld nehmen.

Als Milborn später die Frauenpoli­tik und die MeToo-Bewegung ins Spiel brachte, wurde es richtig bizarr: Ein „bekannter österreich­ischer Filmemache­r“habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass die Forderung nach politische­r Korrekthei­t „von der CIA entwickelt wurde, um Bündnisse zwischen den Menschen schwierig zu machen“, sagte er zu einer erstaunten Moderatori­n.

Denn: MeToo mache „das Spiel zwischen Mann und Frau höchst komplizier­t“, glaubt Staudinger. Auch wenn es „ohne Zweifel Grenzübers­chreitunge­n“gebe, so existierte­n doch „so wunderbare Spiele innerhalb dieser Grenzen, die Mann und Frau erfreuen“. Die Sache mit der CIA sei „eine steile These“, sagte Milborn sehr gnädig. Am 9. Oktober wird gewählt. Die Erlösung naht!

➚ dst.at/TV-Tagebuch

Newspapers in German

Newspapers from Austria