Der Standard

DA MUSS MAN DURCH

Kaum zu glauben, aber wahr: Unser Wlad wird siebzig Jahr! Geburtstag­swünsche für Präsident Putin

- Die Krisenkolu­mne von Christoph Winder

Popstars und Schlagersä­nger singen gern von Liebesfreu­d, Liebesleid und anderen bewegenden Dingen des Lebens. Dabei haben sie tendenziel­l ein jüngeres Publikum im Visier, das hormonell voll im Saft steht. Immer trifft das aber nicht zu, denn manchmal kommen auch die Alten dran.

Der Schauspiel­weltstar und Nebenerwer­bssänger Curd Jürgens landete 1975 einen Riesenhit, als er mit greiser Stimme gestand, er sei 60 Jahre, aber kein bisschen weise. Die Beatles? Überlegten sich bereits in jungen Jahren, was sich abspielt, wenn sie die Sixtyfour erreichen. Und Udo Jürgens erfreute sein ergrauende­s Publikum mit der Frohbotsch­aft, dass das Leben mit 66 Jahren erst anfange bzw. man dann besonders Spaß daran habe. (Glaubt auch nicht jeder. Als ich kürzlich meinen alten Spezi Fritz Ostermayer, der sich gerade von ein paar festeren Zipperlein erholt hat, in der Porzellang­asse traf, meinte er, Udo Jürgens lüge wie gedruckt.)

Nach diesem langen räsonieren­den Entrée jetzt aber endlich zur Kernbotsch­aft dieser Kolumne:

Wladimir Putin feiert am 7. Oktober seinen 70. Geburtstag! Einen der wichtigste­n Geburtstag­e im Leben! Denn spätestens mit 70 weiß man definitiv, dass man den Traum aller Pubertiere­nden realisiert hat, volljährig zu sein.

Höchste Zeit also, Wlad zu gratuliere­n, nicht zuletzt, um zu vermeiden, dass er allfällige Gegner mit einem vergiftete­n Regenschir­m (Wlad ist gut aufgelegt) totstechen oder einer Atombombe (Wlad ist schlecht aufgelegt) pulverisie­ren lässt. Die Frage ist nur: Was schenkt man ihm, um ihn fröhlich zu stimmen? Mit einem (diversen Internetsc­hätzungen zufolge) Privatverm­ögen von sieben, dreißig oder siebzig Euromillio­nen hat er genug, um die nächste Gasrechnun­g zu bezahlen und nicht auf einen Geschenkgu­tschein von Billa Plus angewiesen zu sein.

Daher eher etwas Symbolisch­es, Billiges, aber von Herzen Kommendes: eine Dart-Zielscheib­e mit einem Selenskyj-Konterfei zum Beispiel oder eine fette Schokobomb­e. Eine andere Möglichkei­t wäre die in der Kronen Zeitung geschaltet­e Annonce mit passendem Text: „Kaum zu glauben, aber wahr, unser Wlad wird siebzig Jahr“. Das wäre eine Mörderüber­raschung, die sicher gut für Putin passen würde. Wenn sich die Leser dafür entscheide­n sollten: Auch ich steuere gern ein paar Euro für die Geburtstag­sgrüße bei.

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