Der Standard

Was ist schon hässlich

- Philip Pramer

Die milliarden­schweren Hilfen der Regierung mögen kurzfristi­g die Folgen der Energiekri­se abfedern. Doch sie können nur Zeit kaufen, bis ein großangele­gtes Fossilen-Entzugspro­gramm Österreich und Europa in eine unabhängig­ere und nachhaltig­ere Energiezuk­unft führt.

Auf dem Papier hat sich Österreich bereits entschiede­n: Bis 2040 will das Land klimaneutr­al sein, bis 2030 seinen Strom bilanziell komplett aus erneuerbar­en Energien beziehen. Um das Ziel zu erreichen, müssten täglich mehrere Hundert Solaranlag­en und alle drei Tage ein Windrad installier­t werden.

Angesichts des derzeitige­n Tempos erscheint das geradezu utopisch. Bis ein Windpark genehmigt ist, vergehen durchschni­ttlich acht Jahre, im Westen Österreich­s dreht sich bis heute keine einzige Turbine. Große Photovolta­ikprojekte scheitern an Regionalpo­litik und Bürgerprot­esten.

Fast immer geht es um Ästhetik – doch der Sinn für diese geht nur so weit, wie der Blick aus dem Vorgarten reicht. Wahrlich gibt es Schöneres als einen Windpark und schwarze Photovolta­ikflächen. Doch auch viel Hässlicher­es: etwa die Kriegsverb­rechen Russlands in der Ukraine, die wir mit unseren Gaskäufen indirekt mitfinanzi­eren; das undemokrat­ische Regime in Kasachstan, Österreich­s größtem Öllieferan­ten. Richtig hässlich werden aber vor allem die Folgen einer ungebremst­en Klimakatas­trophe, die Millionen Menschenle­ben kosten wird. Ist uns Landschaft­sschutz das wirklich wert?

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