Normalisierung bei Energiepreisen frühestens 2024
Nächstes Jahr laut E-Control noch sehr herausfordernd
Wien – Die Preisverwerfungen bei Strom und Gas im Gefolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine werden Europa noch geraume Zeit beschäftigen. Damit rechnet Wolfgang Urbantschitsch. Nach Ansicht des Chefs der Regulierungsbehörde E-Control sollten sich die EU-27 trotz unterschiedlicher Ausgangslagen auf ein gemeinsames Drehbuch verständigen, was im Fall künftiger Schocks auf den Energiemärkten geschehen muss.
Dafür sollte man sich genügend Zeit nehmen. Regeln, die sich in der Finanzwelt bewährt haben, könnten nicht ohne weiteres als Blaupause für die Strom- und Gasmärkte genommen werden, sagte Urbantschitsch am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten. Den Stromoder Gashandel auszusetzen, wie dies bei Finanzwerten der Fall ist, wenn die Preise in die Höhe schnellen, könnte in der Energiewelt zu Verknappung führen und die Preise erst recht nach oben katapultieren.
Verbrauch gesunken
Zuletzt sind die Preise für Gas und in der Folge auch für Strom deutlich zurückgegangen, von einem sehr hohen Niveau auf ein hohes Niveau. Urbantschitsch spricht von einer „Momentaufnahme“– und weist zur Erklärung auf die fast vollen Gasspeicher in Europa hin und die vergleichsweise schwache Nachfrage aufgrund der ungewöhnlich milden Temperaturen. Das dürfte sich aber ändern.
Während Gas zur sofortigen Lieferung am Mittwoch 32 Euro die Megawattstunde (MWh) kostete (nach Spitzen von 350 Euro), lag der Preis für Dezember-Lieferungen höher bei 124 Euro. Gaslieferungen im ersten Quartal 2023 kosteten Stand Mittwoch 131 Euro je MWh. Bei Strom zeigt sich ein ähnliches Bild: 145 Euro kostet die MWh jetzt (nach Spitzen von 500 Euro und mehr), 320 Euro sind es im Dezember, 421 Euro Anfang 2023.
Während die Industrie von den gesunkenen Großhandelspreisen rasch etwas spüren dürfte, müssen sich Haushaltskunden wohl noch gedulden. Je nach Beschaffungsstrategie der Energieversorger könnte es erste Preisnachlässe im Lauf des Jahres 2023 geben. (stro)