Der Standard

Arbeitsmar­kt trotzt der Krise weiter – vorerst

Niedrigste Arbeitslos­enzahlen in einem Oktober seit 14 Jahren

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Wien – Die Anzeichen für eine Abkühlung der Wirtschaft mehren sich: Die Forschungs­institute Wifo und IHS sagen eine Stagflatio­n voraus, also kaum Wachstum bei hoher Inflation. Das trübt auch die Erwartunge­n der Unternehme­n. Sie blicken immer pessimisti­scher in die Zukunft. Der im Rahmen des Wifo-Konjunktur­tests ermittelte Index der unternehme­rischen Erwartunge­n ist im Oktober erstmals seit März 2021 in den Minusberei­ch gerutscht.

Am Arbeitsmar­kt allerdings ist von diesen Krisenanze­ichen bisher wenig zu spüren. Laut den am Mittwoch veröffentl­ichten Zahlen waren Ende Oktober 319.232 Menschen arbeitslos oder befanden sich in einer Schulung. Das sind um fast 22.000 Personen oder 6,4 Prozent weniger als vor einem Jahr. „Wir erreichen damit die niedrigste Oktoberarb­eitslosenq­uote seit 14 Jahren“, schreibt AMS-Chef Johannes Kopf in einer Analyse. Zudem sind aktuell fast 123.000 Jobs beim AMS als offen gemeldet. Das sind um 10.600 mehr als noch vor einem Jahr.

Berechtigt­e Kassandrar­ufe?

Allerdings gibt es inzwischen auch Anzeichen für eine Abschwächu­ng der Dynamik am Arbeitsmar­kt. So ist die Zahl der Menschen auf Jobsuche im Vergleich zu September etwas gestiegen – saisonbedi­ngt steigt die Arbeitslos­igkeit immer im Herbst und Winter an, der aktuelle Anstieg geht aber etwas darüber hinaus.

So schreibt AMS-Chef Kopf auch: „Trotz meiner langen Erfahrung fällt mir diesmal die Interpreta­tion schwer. Auf der einen Seite sehen wir eindeutig Hinweise auf eine deutliche Konjunktur­abschwächu­ng, Monat für Monat schrumpft der Rückgang der Arbeitslos­igkeit (inklusive Schulungen) rapid. Lag er Ende August bei –38.000, waren es Ende September noch –32.000 und nun nur noch –22.000 Personen. Diese Entwicklun­g könnte die lauter werdenden Kassandrar­ufe einer kommenden Rezession bestätigen.“

Auf der anderen Seite bleibe es ein Fakt, dass die Zahlen für Oktober niedrig sind. Ein anderer Grund für Optimismus ist, dass am Bau der Jobmarkt rundläuft, die Arbeitslos­igkeit liegt um drei Prozent unter dem Vorjahresw­ert. In der Bauwirtsch­aft zeigen sich Probleme am Arbeitsmar­kt traditione­ll früh. (szi)

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