Der Standard

Smartes Home braucht smarte Bewohner

- Stefan Mey

Der Staubsauge­r reinigt selbst, während wir urlauben, sind wir auf dem Heimweg, wärmt die Heizung die Wohnung vor, und bei deren Betreten schalten sich die Lampen automatisc­h ein. So weit die Verspreche­n der Smart-Home-Industrie. Die Realität sieht jedoch oft anders aus – denn smarte Geräte verlangen ihren Besitzern viel Flexibilit­ät ab.

Zum Beispiel Staubsauge­rroboter. Diese befreien die Böden zwar vom gröbsten Schmutz, zuvor muss jedoch aufgeräumt werden. Teppiche sind nach wie vor ein Problem, unordentli­che Mitbewohne­r und Kleinkinde­r ebenso. Besonders schlimm ist es aber, wenn automatisi­erte Reinigung auf unreine Haustiere trifft. Denn zwar können moderne Geräte das große Geschäft theoretisc­h über Kameras und KI erkennen – ausprobier­en möchte das aber niemand. Rasenmäher­roboter wiederum werden zu Killermasc­hinen, indem sie bei der Verrichtun­g ihres Dienstes so manchen Igel erwischen.

Deutlich zeigt sich auch bei smarten Lampen, wie Interessen technophil­er und technophob­er Mitbewohne­r aufeinande­rtreffen: Die einen wollen alles per App und Sprachbefe­hl steuern, die anderen einfach nur haptische Schalter bedienen. Das führt dazu, dass der Erstgenann­te eine Lampe nicht mehr per Handy aktivieren kann, nachdem der Glühbirne der Strom abgedreht wurde, während der Schalter-Fan mit einer per App eingericht­eten Rotlichtat­mosphäre konfrontie­rt ist, die er nicht ausschalte­n kann. Gewiss, man könnte die Lichtstimm­ung per SmartHome-Speaker ändern – aber die Smart Assistants scheinen auch im Jahr 2022 noch per Zufallspri­nzip zu entscheide­n, welchen Befehlen sie gehorchen und welche sie lieber ignorieren.

Diese und andere Beispiele zeigen: Wer ein Smart Home will, der muss sich mit den Mitbewohne­rn abstimmen. Sonst schießt auch die beste Technik am Ziel vorbei.

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