Der Standard

„ORF-General ginge schon“, fand „Presse“-Chef im Chat

Rainer Nowak und Thomas Schmid, das ist eine Geschichte von Job-Hoffnungen, Erwartunge­n an Berichters­tattung, Dinners und einer anonymen Anzeige. Erzählt von der WKStA anhand vieler Chats.

- Harald Fidler

Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) hat ihre Daten aus sichergest­ellten Chats und Mails sowie einer anonymen Anzeige in einem offenbar abschließe­nden Bericht über Presse-Herausgebe­r und -Chefredakt­eur Rainer Nowak, dessen Partnerin und Austro-ControlGes­chäftsführ­erin Valerie Hackl, Thomas Schmid und die ÖVP unter Sebastian Kurz zusammenge­fasst.

Der Bericht von 166 Seiten ist im ÖVP-Korruption­s-Untersuchu­ngsausschu­ss gelandet und liegt dem STANDARD vor. Für alle Genannten gilt die Unschuldsv­ermutung.

ORF-Hoffnung

Der Bericht ist ein Anschauung­sbeispiel für Ambitionen auf die Führung des ORF und Politeinfl­uss auf Jobs dort. „ORF-Chef ginge schon“, findet Nowak 2017 im Chat mit Schmid. Und nach dessen Bestellung zum Chef der Bundesbete­iligungsho­lding Öbag 2019: „Jetzt musst du mir bitte beim ORF helfen.“ÖVP/FPÖ zerschellt­e an Ibiza, ORF-Chef wurde dank ÖVP-Mehrheit im Stiftungsr­at und grüner Unterstütz­ung 2021 Roland Weißmann aus dem ORF.

Er ist ein Sittenbild von sehr engen Verhältnis­sen zwischen einem Chefredakt­eur und einem Machtmanag­er der Kurz-ÖVP. Dieser Strippenzi­eher, Thomas Schmid, war zugleich ein sehr kommunikat­ionsfreudi­ger Insider aus dem engsten Führungskr­eis der ÖVP.

Es ist eine Geschichte von Erwartunge­n an und, so lesen sich einige Chats, Zusagen für Berichters­tattung in der Presse und in Bundesländ­erzeitunge­n; eine Geschichte über im Sinne der ÖVP manipulier­te Umfrageerg­ebnisse aus dem Hause Research Affairs von Sabine Beinschab. Es sei Schmid und Co nicht gelungen, auf die Berichters­tattung der Presse Einfluss zu nehmen, schließt Nowaks Anwalt Johannes Zink aus dem WKStA-Bericht.

Und es ist die Geschichte einer anonymen Anzeige, die behauptete, Nowak habe bei Sebastian Kurz und Co für Jobs seiner Partnerin Valerie Hackl intervenie­rt. Die Anzeige sagt ihm nach, er habe dies mit der Berichters­tattung über die Regierung verknüpft. Im Bericht der WKStA gibt es dazu nur ähnliche Behauptung­en in Chats von Heinz-Christian Strache aus der Zeit, als er noch FPÖChef war, und unmittelba­r danach.

Zurücklegu­ng erwartet

Die WKStA habe einen Anfangsver­dacht gegen Nowak nach der anonymen Anzeige sehr umfassend geprüft, sagt Anwalt Zink auf Anfrage des STANDARD: Sie sehe nach seinem Stand von der Einleitung eines Verfahrens ab und „empfiehlt offensicht­lich den Oberbehörd­en, die Anzeige zurückzule­gen“. Das ergebe sich aus den Unterlagen, die an den U-Ausschuss gingen. Die WKStA bestätigt einen Vorhabensb­ericht an die Oberstaats­anwaltscha­ft, äußert sich aber nicht über dessen Inhalt.

Nowak zeigt sich „froh“über die gründliche Prüfung und die erwartete Zurücklegu­ng – auch wenn sie „mitunter peinliche und blöde Chats an die Öffentlich­keit gebracht hat“.

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Rainer Nowak, „Presse“-Herausgebe­r, führte „mitunter peinliche und blöde Chats“mit dem Strippenzi­eher der Kurz-ÖVP Thomas Schmid.

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