Der Standard

Frederikse­n ist gekommen, um zu bleiben

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Der Nerz-Skandal konnte Mette Frederikse­n offenbar wenig anhaben. Zwar drohte ihr die kleine verbündete Partei der Soziallibe­ralen deshalb mit einem Vertrauens­votum, sollte sie keine Neuwahlen ausrufen. Doch erhielt die dänische Premiermin­isterin erneut das Vertrauen der Wählerinne­n und Wähler und führte ihre Sozialdemo­kratische Partei zum eindeutige­n Sieg. In ihrer Rede nach dem feststehen­den Wahlerfolg sagte die 44-Jährige, dass die Partei nun endlich eine Partei für alle sei: egal ob man vom

Land, aus dem kleinen urbanen Gebiet oder der Großstadt stamme.

Sie selbst wurde im norddänisc­hen Ålborg geboren – das mit mehr als 200.000 Einwohnern in Dänemark wohl als Großstadt durchgeht. In ihrer Familie repräsenti­ert sie die vierte Generation, die in der Sozialdemo­kratie zu Hause ist. Noch als Studentin des Masterstud­iengangs für Afrikawiss­enschaften konnte sie sich ihren ersten Parlaments­sitz holen. Sie wurde bei den Sozialdemo­kraten mit den Agenden für Kultur-, Medien- und Gleichstel­lungsfrage­n beauftragt. Mit erst 24 Jahren.

Ihr junges Alter brachte sie auch in die Schlagzeil­en, als Frederikse­n zum ersten Mal Premiermin­isterin wurde. Mit 41 Jahren war sie 2019 die jüngste Regierungs­chefin, die das Königreich jemals hatte.

Ihren Job als Premiermin­isterin bezeichnet­e Frederikse­n als hart, vor allem wegen der CoronaPand­emie. Ihr Führungsst­il brachte ihr zwar während der Krise zwischenze­itlich Zustimmung­swerte von mehr als 80 Prozent ein, doch musste sie sich aufgrund des zuvor erwähnten NerzSkanda­ls auch harte Kritik anhören. Millionen Tiere wurden gekeult, nachdem im Herbst 2020 in manchen von ihnen eine neue Variante des Coronaviru­s entdeckt worden war. Eine rechtliche Grundlage für die Massentötu­ngen wurde allerdings erst danach geschaffen. SMS sollen in dem Zusammenha­ng gelöscht und einem Parlaments­ausschuss vorenthalt­en worden sein. Die Unterstütz­ung für ihre Minderheit­sregierung bröckelte.

Nun will Frederikse­n, die aus erster Ehe zwei Kinder hat und in zweiter Ehe mit dem Kameramann Bo Tengberg verheirate­t ist, eine breitere Koalition bis hinein in das konservati­ve Lager auf die Beine stellen. Dazu trat sie offiziell bei Königin Margrethe II. zurück. Ihre Hoffnung: als „royale Prüferin“zur unabhängig­en Regierungs­bildnerin gemacht zu werden. Mit ihrer strengen Asylpoliti­k und erhöhten Militäraus­gaben hat sie bereits erste Brücken geschlagen.

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Foto: Reuters/Scanpix Mette Frederikse­n dürfte erneut Premiermin­isterin von Dänemark werden.

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