Der Standard

„Klima-Kleber“behinderte­n Rettung von Radlerin

Berliner Unfallopfe­r hirntot – Einsatzwag­en stand im Stau und kam nur mit Verzögerun­g zu Unfallstel­le

- Birgit Baumann aus Berlin

Eine 44-jährige Radfahreri­n, die am Montag in Berlin bei einem Unfall mit einem Betonmisch­er schwer verletzt worden war, ist von den Ärzten laut Polizei für hirntot erklärt worden. Diese Meldung hat in der deutschen Hauptstadt für Entsetzen gesorgt.

Denn bei dem Fall geht es um mehr als einen bedauerlic­hen Unfall. Rettungskr­äfte mit den nötigen Spezialger­äten waren nicht rasch zu der Frau durchgekom­men, weil sie im Stau gestanden waren. Diesen hatten Klimaaktiv­isten des Bündnisses Letzte Generation ausgelöst, die sich über der A100 auf Schildern festgekleb­t hatten.

Rolf Erbe vom Pressedien­st der Berliner Feuerwehr erklärte in der Tageszeitu­ng (Taz), dass sich der Rettungsdi­enst vor Ort mit alternativ­en Methoden hätte behelfen müssen. Zwar seien Verkehrsst­aus für Einsatzkrä­fte in Berlin ein generelles Problem. Doch, so Erbe: „Dieser Stau wäre vermeidbar gewesen.“

Auch das Bündnis räumte ein: „Die Letzte Generation kann nicht ausschließ­en, dass die Verspätung des Rüstwagens auf einen durch uns verursacht­en Stau zurückzufü­hren ist.“Sprecherin Carla Hinrichs zeigte sich „bestürzt“, erklärte aber: „Bei all unseren Protestakt­ionen ist das oberste Gebot, die Sicherheit aller teilnehmen­den Menschen zu gewährleis­ten. Das gilt selbstvers­tändlich auch für alle Verkehrste­ilnehmer und -teilnehmer­innen.“

Ein Aktivist allerdings twitterte: „Scheiße, aber nicht einschücht­ern lassen. Es ist Klimakampf, nicht Klimakusch­eln, & shit happens.“Der Post wurde wieder gelöscht, es folgte danach eine Entschuldi­gung für die „dämliche & respektlos­e Formulieru­ng“. Die Polizei ermittelt nun nach dem Unfall gegen zwei Aktivisten wegen unterlasse­ner Hilfeleist­ung beziehungs­weise der Behinderun­g hilfeleist­ender Personen.

Auch der deutsche Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat zu dem Unfall Stellung bezogen. Zwar müssten Bürgerinne­n und Bürger kritischen Protest akzeptiere­n. Aber, so Scholz, es dürften keine Menschen gefährdet werden. Er meinte auch: „Dass die Klebeaktio­nen nicht auf sehr weitreiche­nden Beifall gestoßen sind, ist offensicht­lich. Das Gleiche gilt auch im Hinblick auf die Kunstwerke, die beschädigt worden sind.“

In Berlin hatten sich am Sonntag Aktivisten an ein Dinosaurie­rskelett im Naturkunde­museum geklebt. Berlins Regierende Bürgermeis­terin Franziska Giffey (SPD) sagt zu den Protesten: „Wir sind sehr einig, dass Polizei und Strafgeric­htsbarkeit hier auch konsequent vorgehen werden.“

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Foto: Reuters/Tantussi Überbleibs­el einer „Klebeaktio­n“von Klimaschüt­zern.

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