Der Standard

Fed erhöht Zinsen im Laufschrit­t

Ein Leitzins von vier Prozent reicht zur Inflations­bekämpfung nicht aus, stellte US-Notenbank-Chef Jerome Powell fest. Auf den Zinsschrit­t um 0,75 Prozent von Mittwochab­end werden weitere folgen.

- Alexander Hahn

Am Tag nach der vierten großen Zinserhöhu­ng der USNotenban­k Fed in Folge rückte Christine Lagarde, Chefin der Europäisch­en Zentralban­k (EZB), mit einer Klarstellu­ng aus: Der steile Zinserhöhu­ngskurs der Fed sei keine Richtschnu­r für die Geldpoliti­k, sagte sie am Donnerstag. Man könne die Entscheidu­ngen der USNotenban­k wegen der unterschie­dlichen konjunktur­ellen Lage auf beiden Seiten des Atlantiks nicht nachahmen und nicht „im gleichen Tempo“wie die Fed im Kampf gegen die ausufernde Inflation vorgehen.

Das war schon bisher so, deshalb ist der Leitzins der EZB trotz höherer Inflation mit zwei Prozent nur halb so hoch wie jener der Fed. Deren Chef Jerome Powell hatte am Mittwochab­end das vierte Mal in Serie die Zinsen um je 0,75 Prozentpun­kte auf nunmehr vier Prozent erhöht. Allerdings kündigte er an, bei den nächsten Zinssitzun­gen im Dezember und Jänner bei den Zinsschrit­ten in eine etwas langsamere Gangart wechseln zu wollen.

Dennoch wird die Fed Powell zufolge wegen der mit 8,2 Prozent im September noch immer viel zu hohen US-Inflation die Zinsen weiter erhöhen. Es sei noch viel zu früh, um über eine Pause zu reden, sagte der Notenbankc­hef und ergänzte: „Wir haben noch einiges vor uns.“Wie weit er dabei zu gehen gedenkt, ließ Powell aber offen.

Anhaltspun­kte gibt die Reaktion der Finanzmärk­te. Gemäß der Zinssie termingesc­häfte gilt es als wahrschein­lich, dass im Mai 2023 mit einem Leitzins nahe der Fünf-Prozent-Marke das Ende der Fahnenstan­ge erreicht sein sollte.

Ähnlicher Ansicht ist man auch beim Anleihensp­ezialisten Pimco: „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Fed den Leitzins auf 4,5 bis fünf Prozent anheben wird, bevor eine Pause einlegt.“Die Notenbank versuche, das Tempo der Erhöhungen zu senken, ohne die finanziell­en Bedingunge­n zu sehr zu lockern. „Der Fed steht in den kommenden Monaten ein schwierige­r kommunikat­iver Balanceakt bevor“, folgern die Pimco-Fachleute.

Die US-Notenbank will bei der weiteren Geldpoliti­k wirtschaft­liche und finanziell­e Entwicklun­gen im Blick halten. Zugleich werde sie dabei auch die Wirkung der bisherigen Erhöhungen berücksich­tigen, die sich mit zeitlicher Verzögerun­g auf die Wirtschaft auswirkten.

Bank of England zieht nach

Anders, als es die EZB Lagarde zufolge machen wird, hat die Bank of England am Tag nach dem US-Zinsschrit­t wegen der hohen Inflation nachgezoge­n. Sie erhöhte den Leitzins ebenfalls um 0,75 Prozentpun­kt auf drei Prozent. Es war die kräftigste Anhebung seit 1989 – trotz einer sich abzeichnen­den Rezession. Notenbankc­hef Andrew Bailey verteidigt­e die Entscheidu­ng: „Wenn wir jetzt nicht konsequent handeln, wird es später noch schlimmer.“

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Am US-Aktienmark­t, zu sehen ein Bildschirm im Handelssaa­l der New Yorker Börse, führte die Fed-Entscheidu­ng zu Kursverlus­ten.

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