Fed erhöht Zinsen im Laufschritt
Ein Leitzins von vier Prozent reicht zur Inflationsbekämpfung nicht aus, stellte US-Notenbank-Chef Jerome Powell fest. Auf den Zinsschritt um 0,75 Prozent von Mittwochabend werden weitere folgen.
Am Tag nach der vierten großen Zinserhöhung der USNotenbank Fed in Folge rückte Christine Lagarde, Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), mit einer Klarstellung aus: Der steile Zinserhöhungskurs der Fed sei keine Richtschnur für die Geldpolitik, sagte sie am Donnerstag. Man könne die Entscheidungen der USNotenbank wegen der unterschiedlichen konjunkturellen Lage auf beiden Seiten des Atlantiks nicht nachahmen und nicht „im gleichen Tempo“wie die Fed im Kampf gegen die ausufernde Inflation vorgehen.
Das war schon bisher so, deshalb ist der Leitzins der EZB trotz höherer Inflation mit zwei Prozent nur halb so hoch wie jener der Fed. Deren Chef Jerome Powell hatte am Mittwochabend das vierte Mal in Serie die Zinsen um je 0,75 Prozentpunkte auf nunmehr vier Prozent erhöht. Allerdings kündigte er an, bei den nächsten Zinssitzungen im Dezember und Jänner bei den Zinsschritten in eine etwas langsamere Gangart wechseln zu wollen.
Dennoch wird die Fed Powell zufolge wegen der mit 8,2 Prozent im September noch immer viel zu hohen US-Inflation die Zinsen weiter erhöhen. Es sei noch viel zu früh, um über eine Pause zu reden, sagte der Notenbankchef und ergänzte: „Wir haben noch einiges vor uns.“Wie weit er dabei zu gehen gedenkt, ließ Powell aber offen.
Anhaltspunkte gibt die Reaktion der Finanzmärkte. Gemäß der Zinssie termingeschäfte gilt es als wahrscheinlich, dass im Mai 2023 mit einem Leitzins nahe der Fünf-Prozent-Marke das Ende der Fahnenstange erreicht sein sollte.
Ähnlicher Ansicht ist man auch beim Anleihenspezialisten Pimco: „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Fed den Leitzins auf 4,5 bis fünf Prozent anheben wird, bevor eine Pause einlegt.“Die Notenbank versuche, das Tempo der Erhöhungen zu senken, ohne die finanziellen Bedingungen zu sehr zu lockern. „Der Fed steht in den kommenden Monaten ein schwieriger kommunikativer Balanceakt bevor“, folgern die Pimco-Fachleute.
Die US-Notenbank will bei der weiteren Geldpolitik wirtschaftliche und finanzielle Entwicklungen im Blick halten. Zugleich werde sie dabei auch die Wirkung der bisherigen Erhöhungen berücksichtigen, die sich mit zeitlicher Verzögerung auf die Wirtschaft auswirkten.
Bank of England zieht nach
Anders, als es die EZB Lagarde zufolge machen wird, hat die Bank of England am Tag nach dem US-Zinsschritt wegen der hohen Inflation nachgezogen. Sie erhöhte den Leitzins ebenfalls um 0,75 Prozentpunkt auf drei Prozent. Es war die kräftigste Anhebung seit 1989 – trotz einer sich abzeichnenden Rezession. Notenbankchef Andrew Bailey verteidigte die Entscheidung: „Wenn wir jetzt nicht konsequent handeln, wird es später noch schlimmer.“